Samuel Brenneisen erlitt bei Panzer-Karambolage in der RS ein Schädel-Hirn-Trauma
«Die Armee wollte alles unter den Teppich kehren»

Samuel Brenneisen erleidet bei der Panzer-Karambolage in der RS vor sieben Jahren ein Schädel-Hirn-Trauma. Er macht der Armee heute noch Vorwürfe.
Publiziert: 27.09.2017 um 23:54 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:32 Uhr
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Sass in einem der verunglückten Piranhas: Samuel Brenneisen fühlte sich von der Armee allein gelassen.
Foto: Siggi Bucher
Anian Heierli

Samuel Brenneisen (26) sitzt im Radschützenpanzer, als es bei einer Übung zum Crash kommt.

Bei der Karambolage am 9. November 2010 in Bure JU erleidet der Berner ein Schädel-Hirn-Trauma. Insgesamt 26 Armeeangehörige werden verletzt.

Gestern nimmt er als Zuschauer am ersten Prozesstag in Chur teil. «Zur persönlichen Aufarbeitung», wie der Ex-Soldat zu BLICK sagt.

Angeklagt sind der Zugführer und zwei Fahrer der damaligen Infanterie RS 2-2/10. Regelwidrige Befehle, Fahrfehler und harte Drogen sollen zum Unglück geführt haben (BLICK berichtete).

Brenneisen sagt, er könne sich nur noch lückenhaft an den Tag erinnern: «Ich sass im vordersten der drei kollidierten Panzer. Beim Zusammenstoss verlor ich das Bewusstsein.» Er kommt erst wieder zu sich, als er neben dem Unfallort auf einer Wiese liegt: «Ich sehe noch Bilder von mehreren Rega-Helikoptern vor mir, wie sie landen. Es war wie in einem Kriegsfilm», sagt er.

Samuel will wissen, was passiert ist

Der Verletzte wird ins Inselspital Bern geflogen und bleibt für einige Tage. Die Armee fährt ihn danach nach Bure zur Kaserne, wo er seine Sachen abgeben muss und frühzeitig aus der RS entlassen wird. Danach hört er nichts mehr. Brenneisen wird wütend: «Es ist eine Frechheit, wie das Militär kommunizierte.» Für ihn ist klar: «Die Armee wollte alles unter den Teppich kehren.»

Sechs Monate litt Brenneisen an Erinnerungslücken. «Ich wusste plötzlich nicht mehr, was ich am Vortag gemacht habe», sagt er. Zum Glück gehe es ihm heute besser, auch könne er wieder arbeiten, sagt der Entsorgungsarbeiter. Dank einem Mitarbeiter der Opferhilfe bekommt er vier Jahre nach dem Unfall auch endlich Einsicht in die Untersuchungsunterlagen. 

Doch der Frust über das Passierte ist geblieben. «Es ist unglaublich, dass die Untersuchungen bis zur Verhandlung sieben Jahre gedauert haben», sagt er.

Die Sprecherin der Militärjustiz, Daniela Cueni, versucht zu erklären: «Ein Verfahren mit so vielen Beteiligten ist sehr komplex und nimmt erfahrungsgemäss einige Zeit in Anspruch. Die Untersuchung dauerte unter anderem sehr lange, da es Beschwerden gegen prozessuale Entscheide gab. Auch für unsere Verhältnisse ist es eine lange Verfahrensdauer.» Zu Details der Informationspolitik wollte die Armee keine Stellung nehmen. Der Psychologisch-Pädagogische Dienst der Armee betreue verunfallte Armeeangehörige oder deren Angehörige so lange wie durch die Betroffenen gewünscht, heisst es auf Anfrage.

Nun erhofft sich Brenneisen Antworten auf noch offene Fragen: «Der Unfall war ein Teil meines Lebens. Ich will wissen, wie das Ganze ausgeht und was genau passiert ist.» Die Bestrafung der Angeklagten ist für Brenneisen zweitrangig: Er hat ihnen sogar verziehen: «Dass knapp 20-Jährige im Militär Fehler machen, ist verständlich.»

Den Angeklagten fehlt die Erinnerung

Seit gestern stehen Ex-Leutnant Z. (28), Soldat F. (26) und Soldat P. (27) in Chur vor dem Militärgericht. Sie müssen sich für die Panzer-Karambolage am 9. November 2010 auf dem Waffenplatz in Bure JU verantworten. Drei Radschützenpanzer prallten damals ineinander. Die Folgen: 26 Verletzte, einige von ihnen schwer. Der Sachschaden: genau 457’539 Franken.

F. lenkte den hintersten Panzer im Konvoi. Als seine Kollegen vor ihm brüsk bremsen, rammt er sie. Der Ankläger der Militärjustiz: «Er war sich bewusst, dass sein Abstand zum Vordermann viel zu klein war. Hätte er die Verkehrsregeln eingehalten, wäre der Unfall mit hoher Wahrscheinlichkeit vermieden worden.» Er fordert eine Busse von 1000 Franken und eine bedingte Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu 120 Franken.

Nur: Der Unfallfahrer handelte auf Befehl seines Zugführers, Ex-Leutnant Z. Dieser ordnete einen zu knappen Abstand von zehn Metern an. Der Ankläger: «Er tat es mit Nachdruck. Zeugen haben dies bestätigt.» Auch ihm droht eine Busse von 1000 Franken und eine bedingte Geldstrafe von 150 Tagessätzen zu 180 Franken. Soldat P. (27) bremste dagegen rechtzeitig. Doch bei ihm fand man Spuren von Ecstasy, Kokain und THC im Blut. Die Anklage fordert für ihn eine Busse von 1000 Franken und eine bedingte Geldstrafe von 150 Tagessätzen zu 150 Franken. Eine Verurteilung könnte trotzdem teuer werden, falls die Versicherung Regress nimmt. Die Angeklagten wollten sich vor Gericht nicht äussern. «Der Vorfall liegt zu lange zurück», so ihr Credo. Heute nimmt die Verteidigung Stellung. 

Seit gestern stehen Ex-Leutnant Z. (28), Soldat F. (26) und Soldat P. (27) in Chur vor dem Militärgericht. Sie müssen sich für die Panzer-Karambolage am 9. November 2010 auf dem Waffenplatz in Bure JU verantworten. Drei Radschützenpanzer prallten damals ineinander. Die Folgen: 26 Verletzte, einige von ihnen schwer. Der Sachschaden: genau 457’539 Franken.

F. lenkte den hintersten Panzer im Konvoi. Als seine Kollegen vor ihm brüsk bremsen, rammt er sie. Der Ankläger der Militärjustiz: «Er war sich bewusst, dass sein Abstand zum Vordermann viel zu klein war. Hätte er die Verkehrsregeln eingehalten, wäre der Unfall mit hoher Wahrscheinlichkeit vermieden worden.» Er fordert eine Busse von 1000 Franken und eine bedingte Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu 120 Franken.

Nur: Der Unfallfahrer handelte auf Befehl seines Zugführers, Ex-Leutnant Z. Dieser ordnete einen zu knappen Abstand von zehn Metern an. Der Ankläger: «Er tat es mit Nachdruck. Zeugen haben dies bestätigt.» Auch ihm droht eine Busse von 1000 Franken und eine bedingte Geldstrafe von 150 Tagessätzen zu 180 Franken. Soldat P. (27) bremste dagegen rechtzeitig. Doch bei ihm fand man Spuren von Ecstasy, Kokain und THC im Blut. Die Anklage fordert für ihn eine Busse von 1000 Franken und eine bedingte Geldstrafe von 150 Tagessätzen zu 150 Franken. Eine Verurteilung könnte trotzdem teuer werden, falls die Versicherung Regress nimmt. Die Angeklagten wollten sich vor Gericht nicht äussern. «Der Vorfall liegt zu lange zurück», so ihr Credo. Heute nimmt die Verteidigung Stellung. 

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