S-Bahn überfuhr Rotlicht
Die Lehren aus dem Zug-Crash von Rafz

Beim Zug-Crash beim Bahnhof Rafz wurden vergangene Woche sechs Personen verletzt, ein Lokführer schwer. Nun informierte die SBB an einer Medienkonferenz über erste Erkenntnisse zur Unfallursache. Demnach hatte die S-Bahn ein Halte-Signal überfahren.
Publiziert: 27.02.2015 um 09:24 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:43 Uhr

Eine Woche nach dem Zug-Crash in Rafz ZH liegt der schwer verletzte Lokführer des Interregios noch immer auf der Intensivstation. Doch SBB-CEO Andreas Meyer ist «erleichtert»: Der 49-Jährige sei nach einer Operation mittlerweile ansprechbar. Das teilte er an einer Medienkonferenz heute Morgen in Bern mit.

Insgesamt sechs Personen waren beim Zugunglück verletzt worden, als ein Interregio beim Bahnhof Rafz seitlich in eine S-Bahn krachte. Im Führerstand der beiden Züge sassen Lokführer-Aspiranten und ihre Ausbildner.

Rotlicht überfahren

Nun ist klar, dass menschliches Versagen zum Crash führte. Die S-Bahn hatte ein Rotlicht überfahren, sagte Philippe Gauderon, Leiter Infrastruktur der SBB, heute. Nicht der Auszubildende, sondern der erfahrene Lokführer der S-Bahn habe das Rotlicht missachtet.

Normalerweise bremse das Sicherheitssystem den Zug bereits vor Passieren des Haltesignals automatisch ab, erklärte er. Bei Zügen, die wenden, wird das System allerdings erst nach Überfahren eines ersten Signals aktiviert – das war in Rafz noch nicht der Fall. So wurde bei der S-Bahn erst eine Zwangsbremsung ausgelöst, als sie über das Rotlicht fuhr.

Nach 100 Metern kam der Zug zum Stillstand. Er ragte seitlich in das Nachbargleis, wo Sekunden später der verspätete Interregio mit 110 km/h heranbrauste. Der Schnellzug entgleiste beim Crash.

Die SBB weiss um diese Sicherheitslücke, nimmt sie am Bahnhof Rafz aber in Kauf, weil aus ihrer Sicht zu wenige Züge pro Tag im Bahnhof wenden. Nur wenn pro Tag mindestens ein Zug die Richtung wechseln würde, würden zusätzliche Sicherungskomponenten installiert.

Sicherheitsmassnahme beschlossen

Um die Gefahr eines weiteren Zugunglücks zu verringern, hat die SBB nun allerdings beschlossen, dass Züge nach einer Wendung ab kommender Woche nur noch 40 km/h fahren dürfen, bis sie ein erstes Signal passiert haben.

Eine Sicherheitsmassnahme, die zuvor bereits der Lokführer-Verband gefordert hatte – und die den Unfall hätte verhindern können, sagte SBB-Chef Meyer. Seinen Schätzungen zufolge entstand beim Crash ein Schaden von mehreren Millionen Franken. Beide Züge wurden schwer beschädigt, zudem mussten 60 Meter Gleis, eine kaputte Weiche und ein demolierter Fahrleitungsmasten ersetzt werden.

Der Lokführer-Aspirant, der zum Zeitpunkt des Crashs im Führerstand des Interregios sass, liegt wie sein Ausbildner nach wie vor im Spital. Er habe mittelschwere Verletzungen erlitten und könne das Spital in den nächsten Tagen verlassen, sagte Manfred Haller, Leiter Zugführung der SBB. Er wolle sich nun ganz auf die Lokführer-Prüfung konzentrieren, die in einem Monat bevorsteht. Denn sein Traum von der täglichen Arbeit im Führerstand besteht trotz des Unfalls nach wie vor. (lha)

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