Roswitha Merz, Bundesratsgattin
«Pascal Couchepin holte mich aus dem Loch»

Roswitha Merz (67) hat sechs belastende Wochen hinter sich. Erstmals erzählt die Gattin von Bundesrat Hans-Rudolf Merz (65), was sie wegen seines Herz-Kreislauf-Kollapses durchgemacht hat.
Publiziert: 08.11.2008 um 19:02 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:32 Uhr
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Interview: Christian Dorer und Lorenz Honegger

Frau Merz, was genau geschah an jenem Samstag, an dem Ihr Mann einen Herz-Kreislauf-Kollaps erlitt?
Roswitha Merz:
Spätabends klingelte das Telefon. Eine Krankenschwester fragte, ob mein Mann zu Hause sei. Ich war mir nicht sicher und ging ihn suchen, aber Hans-Ruedi war noch nicht da. Da sagte die Schwester: «Sie müssen sofort ins Spital kommen. Ihr Mann hatte einen Herz-Kreislauf-Kollaps.» Sie wollte sichergehen, dass sie auch wirklich die richtige Frau Merz am Apparat hatte...

Was war Ihr erster Gedanke?
Ich war total schockiert, dass gerade meinem Mann so etwas geschah. Er war ja immer so fit.

Und dann?
Ich raste ins Spital, in die Notfallaufnahme. Dort fragten mich die Ärzte, wie lange mein Mann bewusstlos gewesen sei. Ich konnte ihnen keine Auskunft geben, denn ich war ja nicht dabei gewesen.

Wie haben Sie es verkraftet, Ihren Mann an Schläuchen und Kanülen hängen zu sehen?
Ich bekam ihn gar nicht zu Gesicht. Das Spitalpersonal drückte mir zwei Plastiksäcke in die Hand: Da-rin waren seine zerschnittenen Kleider, Handy, Portemonnaie und die Wanderschuhe. Ausserdem sollte ich entscheiden, ob er tags darauf nach Zürich oder Bern geflogen werden sollte.

Warum entschieden Sie sich für Bern?
Es war nie eine Entscheidung zwischen gut und schlecht, sondern eine praktische: Mein Mann hat in Bern sein Büro und ein Hotelzimmer, darum war es für ihn und die Familie die bessere Lösung. Bei allen Fragen überlegte ich mir, wie er wohl entscheiden würde.

Sie und Ihre Familie sind ihm dann nach Bern ins Spital gefolgt.
Meine drei Söhne, meine Schwiegertochter und ich zogen in das Berner Hotel, wo Hans-Ruedi normalerweise wohnt.

Erhielten Sie Unterstützung vom Bundesrat?
Ja, vor allem vom Bundespräsidenten, von Pascal Couchepin. Ich war mit meinen Kindern in einem Berner Restaurant, als er plötzlich dazustiess. Er setzte sich zu uns und redete auf eine ganz liebe Art mit uns. Pascal Couchepin holte mich wieder aus dem Loch.

Frau Merz, neun von zehn Menschen überleben einen Herz-Kreislauf-Kollaps nicht. Wie gross war die Angst, dass Ihr Mann doch noch stirbt?
Der Schock sass tief, aber schon ganz am Anfang sagte ich zu Professor Carrel: «Sie werden staunen, wie schnell mein Mann wieder zurückkommt.» Ich habe selber zwei schwere Operationen erlebt, deshalb stehe ich Schicksalsschlägen etwas gelassener gegenüber.

Wovor hatten Sie am meisten Angst?
Dass mein Mann einen Hirnschaden erleidet. Er hätte es wohl nur mit Mühe verkraftet zu spüren, dass nicht mehr alles so funktioniert, wie er es gewohnt ist.

Wann sahen Sie Ihren Mann zum ersten Mal wieder?
Erst nach der Herzoperation, Hans-Ruedi lag noch immer im künstlichen Koma. Ich stand am Fussende seines Spitalbetts, er war regungslos, wurde künstlich beatmet und reagierte nicht auf meine Berührungen. Überall hingen Schläuche und Kabel. Dieser Anblick war der zweite Schock. Mein ältester Sohn riet mir, einige Tage nach Bad Ragaz zur Kur zu fahren, um mich zu erholen. Das machte ich dann, es tat mir gut. Wie sich meine Kinder und meine Schwiegertochter um mich kümmerten, ist etwas vom Schönsten, was eine Mutter erleben kann. Und auch wie mich die Verantwortlichen des Inselspitals betreut haben: wunderbar!

Wann war klar, dass er keinen Hirnschaden davontragen wird?
Sobald er sprechen konnte: Da hatte er das Zepter sofort wieder fest in der Hand.

Was sagte er denn?
Dass er Bundesrat bleiben wolle.

Und der Familienrat diskutierte auch darüber?
Wo denken Sie hin! Da hatten wir rein gar nichts zu sagen, da gab es auch nichts zu besprechen. Für Hans-Ruedi war klar: Er wollte ins Amt zurück.

Wie erklären Sie sich das?
Wenn er etwas anfängt, dann will er es auch fertig machen. Für ihn war es undenkbar, jetzt plötzlich mit allem aufzuhören.

Er war sich also sehr sicher.
In der Erholungsphase zu Hause fragte ich ihn drei Mal: Hans-Ruedi, hast du dir das wirklich gut überlegt, traust du dir das Präsidialjahr zu? Seine Antwort war jedes Mal eindeutig und knapp: «Ja, ich werde das machen.»

Wie waren eigentlich die Wochen nach dem Aufenthalt in der Rehabilitationsklinik, als Ihr Mann zu Hause war?
Wie immer. Er hat sich kein bisschen verändert.

War Ihrem Mann eigentlich nicht bewusst, dass er herzgefährdet ist?
In jungen Jahren hatte er schon mal gesundheitliche Probleme, hatte nervöse Störungen und Schlafprobleme und musste zur Kur. Da hörte er auf zu rauchen, achtete mehr auf Ernährung und Fitness. Er dachte keine Sekunde daran, dass er einmal einen Herz-Kreislauf-Kollaps haben könnte. Im Gegenteil: Wenns mal stach in der Herzgegend, strengte er sich noch mehr an ...

Kann er jetzt überhaupt etwas tun, um noch gesünder zu leben?
Von gesundem Essen kann in Bern keine Rede sein. Doch jetzt hat er eine reizende Weibelin: Sie achtet darauf, dass er gesünder isst, bringt ihm Salat zum Mittagessen.

Das ganze Interview mit Roswitha Merz finden Sie im SonntagsBlick.

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Persönlich
Roswitha Merz-Schüller (67) ist in Düsseldorf (D) aufgewachsen und kam 1962 für ein Zwischenjahr als Schneiderin nach Herisau. Sechs Jahre später heiratete sie den Sohn ihres Ex-Chefs, Hans-Rudolf Merz. Das Paar hat drei erwachsene Söhne: Markus (39), Urs (37) und Felix (32). Roswitha Merz arbeitet als Künstlerin.
Roswitha Merz-Schüller (67) ist in Düsseldorf (D) aufgewachsen und kam 1962 für ein Zwischenjahr als Schneiderin nach Herisau. Sechs Jahre später heiratete sie den Sohn ihres Ex-Chefs, Hans-Rudolf Merz. Das Paar hat drei erwachsene Söhne: Markus (39), Urs (37) und Felix (32). Roswitha Merz arbeitet als Künstlerin.
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