Roman Locher (55) arbeitete 25 Jahre bei der Post als Wagenführer
Dann wurde seine Stelle gestrichen

Über 25 Jahre transportierte Roman Locher als Wagenführer Pakete. Dann strich die Post seine Stelle. Heute arbeitet er immer noch bei der Post: im Briefzentrum Härkingen SO – für 1500 Franken weniger Lohn.
Publiziert: 13.06.2017 um 23:48 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:10 Uhr
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Roman Locher (55) ist ehemaliger Lastwagenführer der Post: «Nach 25 Jahren wurde meine Stelle gestrichen.»
Foto: PETER GERBER
Anian Heierli

Roman Locher (55) aus Lotzwil BE fühlt sich verraten. 25 Jahre transportierte er als Wagenführer Pakete und Briefe für die Post. Im letzten November strich der gelbe Riese seine Stelle – und lagerte die gesamte LKW-Flotte an externe Firmen aus. «Das macht mich traurig», sagt Locher zu BLICK und zeigt alte Fotos, auf denen er in PTT-Uniform vor einem ausgemusterten Laster steht: «Ich liebte meinen Beruf.»

Locher musste sein Auto verkaufen

Heute arbeitet Locher zwar noch immer bei der Post. Er ist nun Angestellter im Briefzentrum Härkingen SO. Über seine Arbeit will er nicht klagen: «Die Kollegen sind nett!» Doch er verdient jetzt deutlich weniger. Als Wagenführer hatte er 5000 Franken netto. Heute darf er nur noch 80 Prozent arbeiten und bekommt 3500 Franken. «Finanziell ein massiver Einschnitt», sagt er.

Sein Auto hat er mittlerweile verkauft, den Gürtel musste er enger schnallen: «Ich drehe jeden Rappen zweimal um.» Ein Essen im Restaurant liegt nur selten drin. Auch seine Pension bereitet ihm Sorgen, sie wird kleiner ausfallen als einst gedacht. «Die geplante Weltreise muss ich streichen.» Immerhin: «Zum Glück sparte ich in den fetten Jahren. Nur deshalb komme ich irgendwie durch.» 

Die Angst geht um: «Heute trifft es mich, morgen dich!»

Der einst so stolze Wagenführer betrachtet die Entwicklung bei der Post mit Sorge. «Man streicht Stellen, kürzt Löhne und lagert ganze Bereiche an Externe aus.» Das schmerzt ihn: «Es tut weh, wenn man den ganzen Abbau direkt miterlebt. Es läuft wie bei einem internationalen Grosskonzern.» Die Angst geht um: «Heute trifft es mich, morgen dich.» An der Wand von Locher hängt ein Bild von Henri Guisan (1874–1960): «Ich bewundere den General. Er verriet nie jemanden und behielt selbst in unruhigen Zeiten die Orientierung.»

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