Die Nerven mancher Menschen sind momentan dünn wie Seidenpapier, schon eine Menschenansammlung kann da zur Zerreissprobe werden. Das zeigte sich am Dienstagmorgen im kleinen Bündner Skigebiet Savognin. Dort sorgte eine Gondel-Verspätung für Ärger zwischen einem Kunden und dem Bergbahn-Chef.
Andreas Stock (58) aus dem st. gallischen Wartau fuhr mit seiner Familie nach Savognin GR, um den Menschenmassen in den grösseren Skigebieten auszuweichen. Der Plan ging nicht auf. «Ich dachte, ich sehe nicht richtig, als ich die Schlange gesehen habe», sagt Stock zu BLICK. Meterweit warteten Menschen vor der Gondelbahn an der Talstation darauf, auf den Berg zu kommen.
Kunde wollte Skipass umtauschen
«So gehe ich nicht Ski fahren!», sagte sich Andreas Stock und wollte seinen Skipass in einen Gutschein umtauschen, um an einem ruhigeren Tag zu kommen. Sein Wunsch wurde aber abgelehnt, und das gleich von höchster Stelle: Bergbahn-Chef Christoph Passecker (32) war vor Ort und lehnte eine Rückvergütung ab.
Daraufhin wurde Stock stocksauer. «Die Uneinsichtigkeit nervt mich!», sagt der 58-Jährige. «Ich habe mich ja nicht beschwert, weil es zu kalt war!» Ihm sei einfach die Menschenschlange zu gross gewesen.
«Das machen wir einfach nicht!», sagt Bergbahn-Chef Christoph Passecker (32) zu BLICK. «Sonst könnte ja jeder, dem beispielsweise das Wetter zu schlecht ist, einfach das Ticket umtauschen.»
Besonders jetzt seien die Bergbahnen auf Planungssicherheit angewiesen. «Wenn heute 30 Prozent der Leute ihr Ticket zu einem Gutschein hätten tauschen können und beispielsweise morgen gekommen wären, hätten wir morgen keinen Platz für die angemeldeten Gäste», sagt Passecker.
Technische Störung wegen schlechtem Wetter
«Ich gebe zu, wir hatten heute eine Menschenansammlung bei der Talstation», sagt der Bergbahn-Chef. «Das Wetter hatte eine Verspätung verursacht.» Die Sesselbahn «Piz Martegnas – 3te Sektion» an der Talstation konnte deshalb statt um 8.30 erst eine Stunde später fahren.
«Die Gondel ist ein Nadelöhr», sagt Passecker. Deshalb habe sich an der Talstation eine Menschenschlange angestaut. «Das passierte aber zum ersten Mal!» Passecker habe sofort reagiert und zwei Mitarbeiter zur Talstation geschickt. «Sie haben dann die Maskenpflicht kontrolliert.»
Um elf Uhr habe sich die Menschenansammlung dann wieder aufgelöst. «99 Prozent der Leute haben sich kommentarlos an die Massnahmen gehalten und einfach gewartet, bis sich die Lage beruhigt hat», sagt Passecker.
Das Schutzkonzept habe sich derweil bewährt: «Sobald die Gäste beim Parkplatz aus dem Auto steigen, müssen sie die Maske anziehen» sagt Passecker. Das werde von Bahn- und Gemeindemitarbeitern kontrolliert. Ausserdem würden zirka 20 Schilder auf die Regeln hinweisen. Der Bergbahn-Chef sagt stolz: «Wir hatten noch nie Probleme mit den Schutzmassnahmen.»