Rauch, Hitze, Panik. Wenns in der Röhre brennt, gibts fast kein Entkommen. Nicht ohne Grund haben sich die Bilder des zerstörten Zuges im Simplon tief ins Gedächtnis eingebrannt.
Zur Beinahe-Katastrophe kommt es im Juni 2011. Kurz nach Tunneleinfahrt fangen plötzlich mehrere Wagen eines Güterzugs Feuer. Schnell verwandelt sich die Röhre in einen Glutofen. Bei der Hitze von bis zu 800 Grad Celsius breiten sich die Flammen rasant aus. Erst nach 12 Stunden kann das Feuer gelöscht werden. Wie durch ein Wunder wird niemand verletzt.
Die Brandursache? Eine flatternde Plane hatte im Tunnel mehrere Fahrleitungen berührt. Der Schaden geht in die Millionenhöhe. Der Vorfall zeigt: Im Tunnel braucht es wenig für eine Katastrophe.
Im neuen Gotthard-Basistunnel soll sich eine solche Geschichte nicht wiederholen. Die SBB informierten heute über das Sicherheitsdispositiv im 12-Milliarden-Tunnel, der am 1. Juni eingeweiht wird.
Der Sicherheit wurde bereits beim Bau des Gotthard-Basistunnels grosse Beachtung geschenkt. Zwei richtungsgetrennte Röhren schliessen Kollisionen aus. Eine Lüftung verhindert, dass bei einem Brand Rauch in die andere Röhre gelangen kann.
Aus der Situation am Simplon hat man gelernt: Am Gotthard passieren sämtlich Züge eine Art Sicherheits-Scanner. Der stellt fest, ob Brände schwelen, gefährliche Gase austreten, Achsen heisslaufen oder Bremsen blockieren. Auch wenn Abdeckplanen nicht ordnungsgemäss festgezurrt sind, schlägt die Anlage Alarm.
Löst ein Fehler am Zug Alarm aus, wird dieser automatisch zur nächsten Nothaltestelle geführt.
Und die Passagiere? Für sie gibt es im 57 Kilometer langen Tunnel alle 325 Meter einen Rettungs-Stollen in die Gegenröhre. Zur Evakuierung dienen zwei Nothaltestellen in Sedrun und Faido.
Auch in die Ausbildung wurde investiert: Um den längsten Eisenbahntunnel der Welt sicher zu betreiben, schulen die SBB 2900 eigene und rund 1000 externe Mitarbeiter. (vsc)