Hier wird Gabriel Strebel mit dem Marinehelikopter gerettet
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Nach vier Hirnschlägen:Hier wird Gabriel Strebel mit dem Marinehelikopter gerettet

Rettungsaktion mit Marinehelikopter
Gabriel Strebel (73) überlebte 4 Hirnschläge auf einer Kreuzfahrt

Ein Schweizer erleidet auf einer Kreuzfahrt einen Hirnschlag. Jede Sekunde zählt. Es geht gut aus. Da weiss er aber noch nicht, dass noch drei weitere Hirnschläge folgen werden – auf derselben Kreuzfahrt. Eine unglaubliche Geschichte.
Publiziert: 09:39 Uhr
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Aktualisiert: 10:35 Uhr
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Gabriel Strebel mit seiner Lebenspartnerin: Was er durchgemacht hat, grenzt an ein Wunder.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Ingenieur Gabriel Strebel überlebte vier Hirnschläge während einer Kreuzfahrt
  • Ein Militärhelikopter rettete ihn 200 Kilometer vor der deutschen Küste
  • Nach 37 Jahren Rauchen hörte er auf und trinkt keinen Alkohol mehr
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alexander TerweyStv. Teamlead News-Desk

«Es geht mir saugut», sagt Gabriel Strebel (73) am Montagabend im Gespräch mit Blick. Es ist nicht das erste Mal, dass er mit Blick spricht. Strebel ist Ingenieur und passionierter Tüftler. 2017 stellte er voller Stolz sein Grillrad vor, welches zwei Dutzend Würste auf einmal grillieren kann.

Auch heute entwickelt der Aargauer noch Grills. «Dann bin ich glücklich», sagt er. «Das ist für mich wie Therapie.» Therapie? Richtig gelesen. Denn vor knapp drei Wochen hatte Strebel gleich mehrere Schutzengel.

«Ich hätte dreimal tot sein können»

Während einer Kreuzfahrt erlitt er vier Hirnschläge innert weniger Tage. Unglaublich! «Es waren zwei grosse und zwei kleine», sagt Stebel. «Ich hätte dreimal tot sein können.» Aber der Reihe nach.

Es ist der 27. August, etwa 22 Uhr. Strebel und seine Lebenspartnerin schippern gemütlich übers Meer, irgendwo zwischen Grönland und Island. «Ich hatte gerade mit ihr zu Abend gegessen und konnte plötzlich meinen Arm nicht mehr bewegen und auch nicht mehr sprechen.» Notfall! Jetzt zählt jede Sekunde.

Strebel hat Glück im Unglück. Die beiden sitzen an einem runden Tisch mit anderen Passagieren. «Mit uns sass ein Arzt am Tisch», erinnert er sich zurück. Sofort wurde auch der Schiffsarzt hinzugezogen. «Nach vielleicht fünf Minuten wurde ich behandelt, bekam eine Infusion.» Stunden später geht es dem Ingenieur wieder deutlich besser.

Erneut ein schwerer Hirnschlag

In den folgenden Tagen erleidet er zwei weitere Hirnschläge. Zwei leichte Anfälle, sagt Strebel. «Beim zweiten hat mein Auge gebrannt, und ich hatte Mühe, zu sprechen.» Wieder erhält er eine Infusion. Wieder hat er Glück. Der dritte Anfall geht ähnlich glimpflich aus.

Strebel will ein Spital aufsuchen. Kein leichtes Unterfangen auf hoher See. Er muss warten, bis das Kreuzfahrtschiff in Norddeutschland haltmacht. Doch dann, am 5. September, der nächste Anfall. «200 Kilometer vor Deutschland hatte ich einen schweren Hirnschlag.»

Mit dem Militärhelikopter abtransportiert

Strebel muss sofort in ein Spital geflogen werden. Doch die Witterungsbedingungen sind schlecht. Normale Helikopter dürfen nicht fliegen. «Also mussten wir einen Militärhelikopter aus Deutschland anfordern.» Rettung naht. Und dann erscheint am schwarzen Himmel ein Marinehelikopter mit Seilwinde.

Strebel erinnert sich an die Rettungsaktion, die auch nicht ganz ohne war. Er wird in ein Netz gesetzt, das auf einer Seite offen ist. «Ich hatte Angst, herauszufallen», sagt er. «Ich hatte ja keine Kraft in den Armen und konnte nicht sprechen.»

«Die Behandlung vor Ort war super»

Aber die Einsatzkräfte wissen, was sie tun. Sie bringen Strebel zu einem Militärstützpunkt in Cuxhaven. «Dort wartete dann schon ein Rettungswagen auf mich.» Mit diesem wird er in ein nahe gelegenes Spital in Bremerhaven gefahren.

Im Spital muss Strebel mehrere Tage verbringen. «Die Behandlung vor Ort war super.» Erst am 11. September kehrt er zurück in die Schweiz. Er wird nach Zürich geflogen und anschliessend mit dem Rettungswagen ins Spital nach Aarau gefahren. Begleitet wird Strebel stets von seiner Lebenspartnerin.

Und die Versicherung? «Die hat alles organisiert», sagt Strebel. Vor allem um den Papierkram müsse er sich keine Gedanken machen.

Strebel lebt sein Leben viel bewusster

Und wie beginnt man sein neues Leben, wenn man vier Hirnschläge überlebt hat? Gabriel Strebel lebt sein Leben heute viel bewusster. «Ich rauche nicht mehr und trinke keinen Alkohol mehr», sagt er. 37 Jahre lang hat er geraucht, vor allem Pfeife. Damit ist jetzt Schluss. «Der Schock im Spital sass so tief, dass ich jetzt nicht einmal Entzugserscheinungen habe.»

Auch sein Geschäft, das er noch betreibt, will der pensionierte Ingenieur verkaufen. Nur mit dem Tüfteln will er nicht aufhören. «Ich sitze gerade in der Werkstatt und entwickle einen Grill.» Es sei ihm gegönnt.

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