BLICK: Die Zahl der Tierschutzverfahren nimmt sprunghaft zu. Auch die Veterinärdienste melden mehr Beanstandungen. Können Sie diese grosse Zahl von Fällen überhaupt noch bewältigen?
Reto Wyss: Die Ressourcensituation ist insgesamt angespannt. Es ist eine ständige Herausforderung, die Meldungen richtig zu priorisieren. Die Herausforderung ist es, möglichst die Fälle herauszufiltern und konsequent zu bearbeiten, bei denen Tiere schwer leiden und weniger gravierende Verstösse dabei nicht zu vernachlässigen. In den Veterinärämtern werden massiv Überstunden geleistet, um alle Fälle angemessen bearbeiten zu können.
Was tun Sie gegen die fehlenden Ressourcen?
Im Kanton Bern konnten wir durch eine Reorganisation einige zusätzliche Stellen schaffen. Trotzdem bleibt die Ressourcensituation angespannt. Ansonsten muss man auch sagen: Selbst wenn wir optimal dotiert wären, Tierschutzfälle wird es trotzdem immer geben.
Was sind das für Fälle, die Ihre Ressourcen binden?
Ressourcen binden nicht nur Fälle bei Nutztieren. Die Hälfte aller Tierschutzfälle betreffen Heimtiere. Auch Tiermessies, die viel zu viele Tiere in einer Wohnung halten, beschäftigen uns sehr. Es sind vor allem die juristischen Verfahren, die enorm Ressourcen binden. Tierhalter, die in einen Prozess verwickelt sind, nutzen häufig alle juristischen Mittel, um unsere Entscheide anzufechten. Dies führt zu viel Schreibarbeit und verzögert oftmals Verfahren über Monate oder gar Jahre.