Aris A.* (26) zählt zu den neuen Jung-Imkern im Tessin. Sein ganzer Stolz: Vier Stöcke, auf den Monti di Marno oberhalb von Carasso TI aufgebaut. Dann der Schock Anfang Mai dieses Jahres: «Ich wollte nach meinen Bienen schauen», erzählt der Tessiner, der nicht mit vollem Namen genannt werden will, «ein Stock schien verwaist. Ich öffnete die Klappe und sah Tausende toter Bienen».
Aris A. vermutet sofort eine Vergiftung – sogar eine mutwillige. Er erstattet Anzeige gegen Unbekannt, schickt Proben an ein Labor in die Deutschschweiz. Jetzt erhielt der Hobby-Bienenzüchter das Resultat der Biopsie aus Basel: An den toten Bienen konnten keine giftigen Substanzen gefunden werden. Aris A.s Bienensterben hat eine andere Ursache.
Schlechtes Wetter und falsche Haltung schwächen Bienenvölker
Imker kämpfen zunehmend an vielen Fronten. «Anhaltende Kälte, vor allem im Norden der Schweiz, haben zu weniger Blüten und somit zu weniger Pollen und Nektar geführt», sagt Davide Conconi (54), Präsident der Tessiner Imker-Vereinigung, «wir hatten einen schwierigen Frühling». Zudem bereiten heftige und häufige abendliche Gewitter Sorgen. «Die Bienen schwärmen nur bei Sonne aus. Und die Regenfälle waschen den Nektar ab», sagt Conconi weiter. Die Folge: Die Bienen bekämen nicht genug Nahrung, um sich zu ernähren oder gar Honig zu produzieren. Sie müssten gefüttert werden.
Starben Aris A.s Bienen möglicherweise an Hunger? Der Hobby-Imker weist die Vorwürfe von sich. «Ich habe alle Bienen gefüttert. Im Stock der toten Bienen war sogar noch Sirup übrig», sagt Aris A., «die Bienen der anderen Stöcke sind ja auch kerngesund».
Bienensterben bei Laien-Züchtern seien keine Seltenheit, sagt Mathias Götti Limacher (47). «Einen Stock einfach in den Garten stellen, damit ist es mit der Bienenhaltung nicht getan», sagt der Zentralpräsident von BienenSchweiz, «Es braucht eine Grundausbildung. Verbände bieten Kurse an. Wer seine Bienen korrekt hält, dem sterben sie auch nicht weg. Und die Herausforderungen für Imker werden auch durch den Klimawandel immer grösser». So gebe es wegen des dauerhaften Regens vor allem in den tiefen Lagen praktisch keinen Honig.
Der grösste Feind der Bienen ist noch immer die Varroamilbe
Doch die grösste Bedrohung geht noch immer von der Varroamilbe aus. Der ursprünglich aus Asien stammende krabbenähnliche Parasit kam vor über dreissig Jahren nach Europa. Er vermehrt sich in den Brutzellen der Bienen und saugt Honigbienen das Fett aus dem Körper. «Das schwächt die Biene erheblich», sagt Davide Conconi, «und macht sie anfällig für Viren.» Auch für den Kampf gegen die gefährliche Milbe braucht es Fachwissen, so Mathias Götti Limacher, denn man müsse geschickt organische Säuren einsetzen, um die Bienen vor ihr zu schützen.
*Name bekannt