Polterabend gerät ausser Kontrolle
Der Geisel-Bock von Willisau

Ein Zwerg-Geissbock wurde von einem Haufen junger Männer auf einer Sauftour gequält. Michael Kastner (33) brachte das Böcklein in Sicherheit.
Publiziert: 04.06.2016 um 14:57 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:44 Uhr
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Nach dem traumatischen Polterabend erholt sich der Geissbock jetzt auf einem Gnadenhof.
Foto: Manuel Zingg
Anian Heierli

Dieser Polterabend in Willisau LU ging zünftig daneben. Ein paar junge Männer kommen auf eine saudumme Schnapsidee: Sie legen einem Zwerg-Geissbock einen Strick um den Hals und schleppen ihn – quasi als Geisel durchs Dorf.

Auf ihrer Sauftour reissen die Männer den Bock an den Hörnern und werfen ihn herum. Auch Schaulustige dürfen für Geld mitmachen. Als Partygängerin Melanie Burri (27) das grausame Spektakel sieht, greift sie ein: «Ich bezeichnete die Männer als Tierquäler.» Ihr ­Einsatz bleibt wirkungslos. Die Truppe brüstet sich sogar damit, sie werde den Geissbock schlachten.

Endstation ist schliesslich im Sport Rock Café. Dort bringt ­Michael Kastner (33), der Veranstalter eines VW-Treffens, das verängstigte Böcklein in Sicherheit. «Ich kenne die Männer nicht», sagt der Willisauer. Und das wolle er auch nicht. Verständlich, denn die Saufbrüder provozieren noch am selben Abend eine Schlägerei. Die Polizei muss anrücken.

Am Tag darauf meldet sich ein Jonas H.* bei Kastner. Er will seinen Geissbock zurück. Kastner lehnt ab.

Ist Jonas H. der Besitzer des Geissbocks? Als BLICK ihn mit den Vorkommnissen konfrontiert, gibt der sich ahnungslos: «Ich weiss nicht, um was es geht.»

Die Luzerner Polizei hingegen bestätigt, dass gegen ­Jonas H. Ermittlungen laufen. Aktuell vernimmt sie wegen des Vorfalls mehrere Personen. Erst nach der Befragung wird klar sein, welche Strafbestände vorliegen. Sicher ist: Es gibt Anzeigen wegen Tätlichkeiten und Missachtung der Würde eines Tieres.

Für den Zwerg-Geissbock hingegen gab es ein Happy End. Er ist auf dem Gnadenhof Tante Martha in Romont BE. «Es geht ihm wieder besser», sagt Betreiberin Irina Hauswirth (42). «Er hat aber grossen Respekt vor Menschen.»

* Name der Redaktion bekannt

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