Darum gehts
- Tödlicher Unfall bei Polizeitaucheinsatz in Zürich. Sicherheit steht an erster Stelle
- Polizeitaucher benötigen spezielle Ausbildung für dunkle und kalte Schweizer Gewässer
- Polizeitaucher haben durchschnittlich 10 bis 12 Einsätze und 24 Trainingseinheiten pro Jahr
Ein Taucher (†44) der Zürcher Kantonspolizei ist am Sonntagnachmittag tödlich verunfallt. Der Polizist war während einer Suchaktion in der Limmat beim Wehr vor dem Kraftwerk in Dietikon in Schwierigkeiten geraten.
Auch wenn die Gefahr bei jedem Einsatz allgegenwärtig ist, macht die Tragödie betroffen. Forensiker und Polizeitaucher Mischa Sigrist (45) von der Polizei Basel-Landschaft erklärt Blick, was bei den Taucheinsätzen besonders gefährlich ist. «Sicherheit steht bei den Einsätzen an erster Stelle. Wir haben Respekt vor dem Wasser», sagt er. Gleichzeitig ist er sich bewusst: Ein Unfall kann auch in seinem Team jederzeit passieren.
Sigrist betont, dass er weder den verunfallten Zürcher Kollegen kennt noch etwas über die Umstände des Unfalls weiss. «Wir senden unser Beileid an die Hinterbliebenen und an das betroffene Team», sagt er. «Nach dem Unfall schaue ich mein Material noch genauer an und bereite mich besonders pingelig auf einen Einsatz vor. Der Unfall macht nachdenklich.»
Ausbildung bei der Polizei
Der Forensiker hat vor 15 Jahren als Polizeitaucher begonnen. Er sagt: «Ich wurde von Grund auf von der Polizei ausgebildet. Ich wollte das so. Tauchen in der Schweiz ist anders, als wenn man es als Freizeitaktivität im Meer macht. Die Gewässer sind dunkler, kälter.»
Zusammen mit der Kantonspolizei Bern decken die Taucher der Sondereinheit Orca der Kantonspolizei Basel-Landschaft die Region Nordwestschweiz ab. Also die Kantone Aargau, beide Basel, Bern und Solothurn. Die Beamten sind nicht Vollzeit-Polizeitaucher, sondern üben diese Funktion neben anderen Aufgaben im Polizeidienst aus. Zusätzliche Bezahlung gibt es dafür nicht, trotzdem können die offenen Stellen immer schnell besetzt werden.
Heikle Strömung in Fliessgewässern
Jeder Taucher erhält seine persönliche Ausrüstung, die er auch privat verwenden darf. «Das wird sogar gefördert, damit wir möglichst viel Praxis im Wasser haben», sagt Mischa Sigrist.
Im Schnitt haben die Taucher etwa 10 bis 12 Einsätze pro Jahr. Dazu kommen 24 Trainingseinheiten. Durch die vielen Gewässer, von Thuner- und Brienzersee, der Aare und dem Rhein, sind die Einsätze extrem unterschiedlich. Bei jedem Einsatz droht eine andere Gefahr. «Die Anforderungen sind nur schon komplett unterschiedlich, ob man in einem stehenden Gewässer oder einem Fluss taucht», sagt Sigrist. «In stehenden Gewässern ist die Tiefe und der Druck das Problem, bei fliessenden Gewässern die Kraft der Strömung.»
Spezielle Gefahren bei Staumauern
Gerade bei technischen Einrichtungen wie Staumauern und Kraftwerken lauern zusätzliche Schwierigkeiten. «Das können punktuell starke Abflüsse sein, Fischtreppen oder Rechen mit viel Schwemmholz. Hier tauchen wir erst, wenn wir vor Ort mit dem zuständigen Techniker gesprochen haben.»
Die Gefahr bei technischen Einrichtungen könne man vergleichen mit der Gefahr einer Abflussöffnung bei einem grossen Schwimmbecken. Wer da im falschen Moment in die Nähe kommt, kann unter Wasser angesogen werden und bleibt stecken. Der tödliche Unfall in der Limmat passierte beim Wehr vor dem Kraftwerk in Dietikon ZH.
Verzögerte Bergung
Die Gefahr werde dadurch erhöht, dass ein Taucher bei einem gesundheitlichen Problem zuerst geborgen werden muss, bevor man mit Wiederbelebung beginnen kann. «Das kann eine entscheidende Verzögerung bewirken.» Gerade in Fliessgewässern sei die körperliche Anstrengung hoch. «Die Tauchflaschen leeren sich viel schneller», sagt Sigrist.