«Wir wollen, dass die Lebensmittel, die den Kanton verlassen, gesund sind», sagte der Ausserrhoder Gesundheitsdirektor Yves Noël Balmer (SP) am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Herisau. Dazu sei es wichtig, die potentielle PFAS-Belastung von Bauernbetrieben zu eruieren, weshalb Appenzell Ausserrhoden eine neue Untersuchungskampagne bei Milch und Tränkewasser startet.
Sie beginnt im kommenden Oktober und dauert bis März 2026. Mit den Ergebnissen der Analysen solle das Ausmass der Belastung besser erfasst werden können.
Wie im Kanton St. Gallen sei auch in Appenzell Ausserrhoden mit PFAS-Vorkommen zu rechnen. Nach ersten Lebensmittel- und Umweltproben geht der Kanton gemäss Balmer davon aus, dass es lokal betroffene Gebiete im Vorder- und Mittelland gibt.
Die Datenlage lasse allerdings noch keine genauere Eingrenzung zu. Man sei bei der Beprobung noch nicht auf die Ebene einzelner Bauernbetriebe heruntergegangen, führte Balmer aus. Dank den Untersuchungen soll es möglich sein, die Belastung einzelner Bauernhöfe zu erkennen.
«Wir wollen der Ursache der PFAS-Belastung immer näher kommen und probieren schrittweise, diesem Problem auf den Grund zu gehen», ergänzte Umwelt- und Landwirtschaftsdirektor Dölf Biasotto (FDP).
«Die Landwirtschaft in Appenzell Ausserrhoden ist sehr stark auf die Milchwirtschaft ausgerichtet», so Biasotto weiter. Deshalb sei der Fokus auf Untersuchungen der Milch «zielführend». Zudem nähmen Tiere PFAS primär über die Nahrung und das Wasser auf, weshalb auch das Tränkewasser analysiert werde.
Die Untersuchungen erfolgen nach einem stufenweisen Modell. «In der ersten Phase probieren wir den Kreislauf der Milch zu erkunden». Sollte die Milch erhöhte Werte aufweisen, werde anschliessend das Tränkewasser respektive das Futtermittel untersucht. Frühestens im Frühling 2026 könnten auch Bodenproben durchgeführt werden, falls das Futter eines Betriebs kontaminiert ist. «Diese Untersuchungen sind aber viel aufwendiger», so Biasotto.
Für die Milch gibt es in der Schweiz derzeit - im Gegensatz zum Trinkwasser, zum Fleisch und zu Fischen und Eiern - noch keine PFAS-Höchstwerte. Die Ausserrhoder Regierung geht davon aus, dass der Bund im Jahr 2027 auch für Milch einen entsprechenden Wert einführen wird.
«Diesen Vorsprung von fast eineinhalb Jahren gilt es nun zu nutzen», so Yves Noël Balmer. Sollten auf einem Landwirtschaftsbetrieb erhöhte PFAS-Werte festgestellt werden, bleibe noch Zeit, Massnahmen zu ergreifen. Die Belastung soll dann gesenkt werden mit dem Ziel, die voraussichtlich ab 2027 geltenden Höchstwerte bei der Milch einzuhalten.
Weil es im Interesse der Bauern sei, eine potentielle PFAS-Belastung frühzeitig zu erkennen, seien auch freiwillige Untersuchungen wirksam, zeigte sich Balmer überzeugt. Ist die Milch bei der Einführung von Höchstwerten zu stark belastet, würden auch Verkaufsverbote ein Thema.
Um mögliche betroffene Betriebe zu begleiten, schafft der Kanton ein Beratungsangebot für Landwirte. In welcher Art sich der Kanton an den möglichen Folgekosten beteiligt, könne erst nach der Untersuchungskampagne entschieden werden.
Bereits umfassend untersucht worden ist in Appenzell Ausserrhoden das Trinkwasser der öffentlichen Wasserversorgungen. Beim Trinkwasser aller Gemeinden würden die Höchstwerte eingehalten, betonten die Regierungsvertreter. Zudem kämen aus Wohn-, Gewerbe- und Industriegebieten keine belasteten Abwassser.
PFAS (Per- und polyfluorierten Alkylverbindungen) sind langlebige Chemikalien, die seit Jahrzehnten in grossem Umfang industriell genutzt werden. Wasserabweisende Regenjacken, Zahnseide, Skiwachs und Löschschaum beinhalteten entsprechende Chemikalien. Sie konnten in der Nahrungskette sowie im Gewebe von Menschen nachgewiesen werden und können gesundheitsgefährdend sein.