Eine vergnügte Reisegruppe ist am Freitag im Zillertal unterwegs: Fast 40 Senioren aus Wil SG erkunden Österreich unter der Leitung von Meinrad Gemperli (77). Der katholische Gottesmann gilt als äusserst belesen, er unterhält seine Reisegruppen mit Anekdoten und ist sehr beliebt. Mehr als zwanzig Jahre lang war er Stadtpfarrer in Wil.
Auf der Rückfahrt ins Hotel im Örtchen Ried bleibt der Car vor dem Harpfnerwand-Tunnel im Stau stecken.
25 Meter tiefer Fall
Neben der Fahrbahn ist eine Schlucht. Die wollen sich Pfarrer Gemperli und der Busfahrer in der Wartezeit genauer anschauen. Die beiden Männer steigen aus. Da nimmt das Drama seinen Lauf: Pfarrer Gemperli rutscht aus, stürzt über die steile Böschung hinunter in die Schlucht, die Felsen hinab, 25 Meter tief!
Schwer verletzt bleibt der Geistliche liegen. Der Busfahrer und ein weiterer Fahrgast eilen ihm zu Hilfe. Ein vorbeifahrender LKW-Fahrer alarmiert die Rettung. Die Sanitäter bergen Gemperli, bringen ihn ins Spital in Schwaz – mit Verletzungen am Kopf, im unteren Wirbelbereich und an den Rippen.
«Ich hatte einen Schutzengel», sagt Meinrad Gemperli vom Krankenbett zu SonntagsBlick. «Ich kann mich an nichts mehr erinnern, weiss nur noch, wie ich im Rettungswagen aufwachte.»
Bestürzung ist gross
Heute soll der tapfere Pfarrer ins Kantonsspital St. Gallen verlegt werden. In seiner Heimat ist die Bestürzung gross: «Er ist so ein gutmütiger Mensch», sagt Elisabeth Grob. «Alle hier haben ihn gern.» Die Katechetin aus Wil kann kaum fassen, was da passiert ist. «Aber zum Glück ist der Herr Pfarrer schon wieder auf dem Weg der Besserung!»
Auch bei Wick-Reisen in Wil ist man bestürzt. Das Unternehmen organisiert mit Meinrad Gemperli seit Jahren Reisen für rüstige Rentner – und hat dem Pfarrer bereits Genesungswünsche ins Spital übermittelt.
Die Senioren-Reisegruppe ist mittlerweile in die Schweiz zurückgekehrt. Die Polizei in Tirol untersucht nun, wie es zu dem Unfall kommen konnte.