Flammen überall, dichter Qualm, schwarzer Russ. Ein Bild, das Peter Wernli (56) aus Seon AG nie wieder vergessen wird. Der Architekt sagt: «Ich kann nicht glauben, dass ich dieser Feuerhölle entkommen bin!»
Wernli macht Ferien in Golfo Aranci im Norden Sardiniens. Am letzten Montag will er im Naturpark Capo Figari wandern, anderthalb Stunden dauert es bis zum Gipfel. Dort steht eine alte Telegrafenstation. «Gegen 15 Uhr bin ich auf dem Touristenweg den Berg hoch», sagt Wernli. «Kein Mensch weit und breit.» Eine Stunde lang marschiert er, geniesst Natur und Aussicht. Dann bemerkt er auf dem gegenüberliegenden Berghang plötzlich Rauch. «Ich dachte noch: Da macht einer ein Feuerchen. Das ist aber gefährlich!»
Die Rauchsäule wird grösser. Wernli erkennt Flammen, eine ganze Walze, «sicher 600 Meter breit». Sie frisst sich rasend schnell den Hang hinunter. Wernli, selbst bei der freiwilligen Feuerwehr, fühlt sich noch sicher: «Ist ja auf der anderen Seite.»
Doch plötzlich dreht der Wind. «Die Feuerwalze raste auf mich zu», erinnert sich Wernli. Er versucht, umzukehren, auf die Strasse abzusteigen. Doch auch da brennts lichterloh. Ihm bleibt nur die Flucht auf den Gipfel zur alten Funkstation.
Wernli schafft es vor den Flammen auf den Gipfel, rettet sich in die Ruine. Jetzt ist das Feuer nur noch 50 Meter entfernt. Vor Wernli lodert eine Flammenwand, hinter ihm ist der Abgrund. Er sitzt in der Falle.
Den zweifachen Vater überfällt Panik. «Es war über 50 Grad heiss. Und dann dieser sehr, sehr heisse, starke Wind. Und der Russ. Das war das Schlimmste.» Wernli kann kaum noch atmen, sucht Schutz hinter einer Mauer. Plötzlich tauchen Löschflugzeuge über ihm auf. Ein Pilot gibt Zeichen. Was Wernli noch nicht weiss: Auch in seinem Hotel ist man alarmiert. Die Mitarbeiter wissen, dass der Schweizer im Naturschutzgebiet unterwegs ist. Sie mobilisieren den Zivilschutz.
Ein kleines Tanklöschfahrzeug kämpft sich mühsam durch die Feuerhölle. Gegen 17.30 Uhr sind die Retter bei Wernli, drücken ihm eine Atemschutzmaske in die Hand. Denn der Weg zurück führt durch beissenden Qualm.
Im Hotel erst erkennt Wernli, in welcher Gefahr er wirklich war: 600 Hektar hat der Grossbrand in 24 Stunden zerstört. Es wird 100 Jahre brauchen, bis die Natur sich erholt hat.
Peter Wernlis erste Vermutung bestätigt sich: Jemand hatte gezündelt. Wie sich herausstellte, ein 24-Jähriger, der gleich mehrere Brandherde gelegt hatte. Die Polizei konnte ihn mittlerweile verhaften. Wernli will noch bis Sonntag Ferien machen.