Mehrere junge Männer vergewaltigen Schülerinnen. Die Meldungen lösen Entsetzen aus und werfen Fragen auf: Was treibt junge Männer zu derart brutalen Übergriffen?
Der Kinder- und Jugendpsychologe Allen Guggenbühl sieht darin eine abnorme Art Reifeprüfung. Die 15- bis 18-jährigen Täter seien biologisch erwachsen und was sie getan hätten, sei eine perverse Art, ihre Mannbarkeit zu testen, sagte der Psychologe. In gewissen Kreisen würden Gruppenvergewaltigungen als Aufnahmerituale dienen. Früher sei dies beispielsweise bei den Hells Angels der Fall gewesen. «Solche Rituale könnten wieder Mode werden», befürchtet Guggenbühl.
Auch die Tatsache, dass die 13 Jugendlichen in Zürich die Vergewaltigungen des 13-jährigen Mädchens gefilmt haben, weist laut Guggenbühl auf ein Ritual hin. Die Jugendlichen seien stolz auf ihre Taten.
Für den Psychologen handelt es sich bei diesen Taten um eine der brutalsten Form der Vergewaltigung. Entsprechend müssten die Opfer nun intensiv betreut werden, damit die grässlichen Erlebnisse verarbeitet werden könnten. Solche Geschehnisse, die in einer Phase passieren, in der die Jugendlichen ihre Sexualität entdecken, hinterlassen laut Guggenbühl aber häufig Spuren auch in der späteren Einstellung zur Sexualität.
Die Vergewaltigungsfälle waren heute ganz am Rande auch Thema an einer Fachtagung der Schweizerischen Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychologie (SKJP) in Solothurn, bei der die Schulpsychologie im Zentrum stand. SKJP-Geschäftsleiter Josef Stamm glaubt aber nicht, dass ein Bedarf für zusätzliche Massnahmen oder spezielle Weiterbildungen besteht. Die Arbeit mit Opfern und Tätern gehöre zum Programm von Schulpsychologen, sei aber zweifellos äusserst anspruchsvoll. Heikel sei es insbesondere, wenn Opfer und Täter in derselben Klasse sässen. Stamm gestand aber ein, dass sexuelle Übergriffe im Arbeitsalltag von Schulpsychologen ein zunehmendes Thema seien.