Der Politologie-Student Florent Bielmann hat eine europaweit einmalige Studie zum Thema Dschihadismus verfasst. Als Analytiker beim Bundesamt für Polizei hatte er Zugriff auf zehn Fälle von Dschihadisten aus der Schweiz, die in den letzten zwei Jahren in ein Konfliktgebiet ausreisten, dies zumindest tun wollten, oder wieder in die Schweiz zurückgekehrt sind.
Was auffällt: Einer der Dschihadisten ist eine Frau! «Die islamistische Radikalisierung ist geschlechtsneutral», erklärt Frédéric Esposito, Direktor des Observatoire Universitaire de la Sécurité an der Uni Genf. Er betreute die Master-Arbeit Bielmanns und beantwortet Fragen dazu.
«Frauen werden vom Islamischen Staat genau gleich rekrutiert wie Männer», erklärt Esposito. Man denke vielleicht, Frauen könnten nicht so brutal sein wie Männer – und sich dem IS anschliessen? «Dem ist aber nicht so.» Es gebe praktisch keine Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen IS-Sympathisanten.
Bilder von Kriegskindern für Frauen
Laut Esposito rekrutieren die Dschihadisten Frauen vor allem als Ehefrauen für IS-Krieger. Aus einem ganz einfachen Grund: Bekommen die Frauen Kinder, sei es wahrscheinlicher, dass die rekrutierten Krieger im Land blieben.
«Frauen sind ein Gegengewicht im Heiligen Krieg. Sie werden gebraucht, um die Männer unter Kontrolle zu halten; damit diese im Land bleiben und weiterkämpfen», so Esposito.
Es komme aber durchaus auch vor, dass die Frauen den Mann ersetzten, wenn dieser im Krieg stirbt: Dann gingen auch die Frauen an die Front.
Obwohl es nur geringe Unterschiede bei der Rekrutierung zwischen Mann und Frau gebe, zielten die Islamisten bei Frauen vor allem auf ihre Gefühle. «Die emotionale Karte wird oft gespielt; Bilder von Kriegskindern gezeigt», erläutert Esposito.
Neun von zehn Dschihadisten arbeitslos
Persönliche Probleme sind hingegen bei den meisten Untersuchten ausschlaggebend. So wiesen sieben der zehn untersuchten Dschihadisten eine kriminelle Vergangenheit auf – oft im Bereich der Kleinkriminalität. Die meisten hatten bloss einen tiefen Bildungsstand, und nur einer der zehn Dschihadisten hatte einen Job.
Was aus der Studie besonders heraussticht ist die Tatsache, dass die späteren Dschihadisten vor allem in ihrem Umfeld – und nicht im Internet – radikalisiert wurden. «Die späteren Dschihadisten haben in ihrer realen Umgebung radikalisierte Menschen getroffen, durch die sie motiviert, indoktriniert und rekrutiert wurden. Das sind keine einsamen Wölfe», erklärt Frédéric Esposito.
Doch auch wenn die Dschihadisten nicht im Internet indoktriniert wurden, so spiele das Internet eine grosse Rolle: «In neun von zehn Fällen ist das Internet ein Katalysator, um die politischen und religiösen Vorstellungen des Islamischen Staats zu verbreiten.»
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