Pater Louis erbt 10 Millionen

Wie der Gottesmann aus Flüeli-Ranft der Nigeria-Connection auf den Leim ging.
Publiziert: 09.11.2012 um 20:13 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2018 um 08:30 Uhr
Von Antonia Sell

Er dachte, er hätte das ganz grosse Los gezogen, könne bald Armen und Bedürftigen helfen. Doch alles kam ganz anders für den Gottesmann aus Flüeli-Ranft OW. Nur sechs Monate lang war Pater Louis Zimmermann (72) von der Missionsgesellschaft Bethlehem aus Immensee SZ Kaplan des kleinen Wallfahrtsortes. Dann wurde er abgezogen.

Was war geschehen? Die Gemeindemitglieder empfangen Pater Louis anfangs freundlich. Dann beginnt er, die Menschen um Geld anzubetteln. Angeblich damit er eine Erbschaft in Millionenhöhe auslösen kann, die ihm per E-Mail angeboten wurde. Bald werden die ersten misstrauisch.

«Wir haben aus der Gemeinde davon erfahren», sagt Markus Amrein, Kirchgemeinde­präsident von Sachseln OW. «Die Lage hat sich so zugespitzt, dass wir etwas unternehmen mussten.» Ende September wird Pater Louis abgezogen.

Josef Meili, Generaloberer der Missionsgesellschaft, bestätigt: «Wir mussten die Notbremse ziehen. Pater Louis ist be­dauerlicherweise Opfer einer üblen Internet-Betrugsgeschichte geworden. Wir haben ihn von seiner Aufgabe als Kaplan entbunden.»

«Er war ein hervorragender Seelsorger»

Doch Pater Louis sieht das anders. Er glaubt weiter an seine Erbschaft. «Mit einer üblen Internet-Geschichte hat das Ganze nichts zu tun», sagte er der «Neuen Luzerner Zeitung». Und er ist überzeugt: «Diese Geschichte wird eine für mich positive Wende nehmen.»

Generaloberer Meili glaubt eher an die sogenannte Nigeria-Connection (siehe Box). «Wir haben die E-Mails von einem Fachmann prüfen lassen. Der hat sie ganz klar als Fälschungen identifiziert.»

Man habe versucht, mit Pater Louis zu reden. «Aber er steckt inzwischen so tief in dieser Sache drin, dass er einfach kein Einsehen hat», sagt Meili. «Wir haben ihn im August sogar in eine Therapie geschickt. Ohne Erfolg.» Sogar währenddessen habe er weiter versucht, Geld zu erbetteln. «Wir haben jetzt sogar in der ‹Schweizerischen Kirchenzeitung› vor Pater Louis gewarnt, da wir Angst haben, dass er sich nicht vom Versuch abbringen lässt, die Erbschaft auszulösen.» Wie es jetzt weitergeht, weiss Meili nicht. «Als Seelsorger kann er sicher nicht mehr arbeiten.»

In Flüeli-Ranft ist man trotz allen Ärgers traurig, dass Pater Louis weg ist. «Er war ein hervorragender Seelsorger. Er hat die Menschen zusammengebracht», sagt Markus Amrein.

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