Die Sommerferien beginnen. Enden sie, steigt jeweils die Scheidungsrate. Generationenforscherin Pasqualina Perrig-Chiello kennt sich damit aus. Akribisch hat sie in den vergangenen Jahren Trennungen in langjährigen Ehen erforscht und dabei in ihrer eigenen kleinere und grössere Krisen gut überstanden.
SonntagsBlick: Kaum jemand verfügt zurzeit über einen intimeren Einblick in die Schweizer Ehe als Sie, Frau Perrig-Chiello. Was erstaunte Sie selber bei Ihrer Forschung?
Pasqualina Perrig-Chiello: Mich überraschte, dass in langjährigen Ehen nicht mehr Glück drin ist.
Der Tiefpunkt des Unglücks kommt mit 49. In diesem Altersjahr trennen sich die meisten Ehepaare. Warum?
Die Kinder sind ausgezogen, das Paar muss sich neu definieren. Das ist nicht immer einfach. Man ist nicht mehr jung und noch nicht alt. Man beginnt zu bilanzieren. Ausserdem besteht mit 50 noch die Chance auf einen Neubeginn.
Jetzt oder nie.
Ja, häufig ist es eine Art Torschlusspanik.
Wer geht: Frau oder Mann?
Heute zieht die Frau den Schlussstrich, und zwar in zwei von drei Fällen. Es ist aber nicht so, dass sie nur gehen, weil sie etwas Besseres haben. Häufig tun sie es, weil der Mann eine aussereheliche Beziehung hat und sie sich das schlicht nicht bieten lassen.
Einer von drei Männern wird von der Trennung total überrascht. Wie ist das möglich?
Männer sind grundsätzlich zufriedener mit Beziehungen als Frauen und auch konfliktscheuer.
Wartet nach der Scheidung Glück oder Trauer?
Nur eine Minderheit von 20 Prozent hat nach der Trennung andauernde Depressionen oder leidet unter grosser Einsamkeit. Die meisten erholen sich recht gut. Der Schlussstrich nach einer langen Ehe ist für viele eine Befreiung.
40 Prozent aller Ehen werden geschieden. Von den Ehepaaren, die verheiratet bleiben, sind 40 Prozent unglücklich. Alte Liebe rostet eben doch.
Liebe ist eine Herausforderung. Wir müssen die Ehe neu definieren.
Definieren Sie!
Wir brauchen eine verbindliche Ehe, vor allem wenn Kinder da sind. Aber das Versprechen «... bis dass der Tod euch scheidet» ist etwas, das bisher noch keine Generation in dieser zeitlichen Länge einhalten musste.
Die Ehe ist also nicht mehr zeitgemäss.
Doch! Die Ehe wird von den meisten noch immer angestrebt. Auch Schwule und Lesben möchten ja heiraten. Wir möchten diese Verbindlichkeit, weil es etwas zutiefst Menschliches ist, eine verbindliche, exklusive Beziehung zu führen.
Sie sind seit 42 Jahren verheiratet. Glücklich?
Es hat auch in meiner Ehe kleinere und grössere Krisen gegeben, da müssen wir uns nichts vormachen. Aber ich bin glücklich. Das war nicht gratis. Es braucht auch etwas Glück.
Glück?
Ja, Glück. Nicht alles ist planbar. Man kann dem Glück aber auf die Sprünge helfen.
Sind wir gerade dem Geheimnis der ewigen Liebe auf der Spur?
Wenn es das überhaupt gibt! Auf jeden Fall hat unsere Studie klar gezeigt, was zufriedene Paare ausmacht: den Partner sich entwickeln lassen und sich selber dabei nicht aus den Augen verlieren.
Zurück zu den Sommerferien: Was tun, damit es nicht böse endet?
Um Gottes willen Grundsatzdiskussionen über die Ehe sein lassen. Einfach die Ferien und gemeinsame Aktivitäten geniessen und nicht nur sich selbst, sondern sich auch gegenseitig verwöhnen.
Pasqualina Perrig-Chiello hat sich im Rahmen einer landesweiten Studie mit den Gründen für eine Scheidung nach langjähriger Ehe auseinandergesetzt. Soeben ist ihr Buch «Wenn die Liebe nicht mehr jung ist» erschienen.
Bern – Scheinehen sind oft nur schwer nachweisbar. Schätzungen des Staatssekretariats für Migration (SEM) gehen von jährlich tausend Scheinehen in der Schweiz aus – das sind rund drei pro Tag.
Eheverbot
Seit 2011 gilt ein Eheverbot für Ausländer ohne gültigen Aufenthaltsstatus. Von einer Scheinehe wird gesprochen, wenn sich einer der beiden Ehepartner durch die Heirat ein Bleiberecht in der Schweiz verschafft. Auch die Ehen von Werner und Yolanda A. mit ihren neuen kosovarischen Partnern waren davon betroffen. Darum heirateten sie im Kosovo. Diese Ehen werden hier aber nicht anerkannt.
Bern – Scheinehen sind oft nur schwer nachweisbar. Schätzungen des Staatssekretariats für Migration (SEM) gehen von jährlich tausend Scheinehen in der Schweiz aus – das sind rund drei pro Tag.
Eheverbot
Seit 2011 gilt ein Eheverbot für Ausländer ohne gültigen Aufenthaltsstatus. Von einer Scheinehe wird gesprochen, wenn sich einer der beiden Ehepartner durch die Heirat ein Bleiberecht in der Schweiz verschafft. Auch die Ehen von Werner und Yolanda A. mit ihren neuen kosovarischen Partnern waren davon betroffen. Darum heirateten sie im Kosovo. Diese Ehen werden hier aber nicht anerkannt.