Vor einer Woche brach er gegenüber dem Churer Bischof Vitus Huonder sein Schweigen: Pater Gregor Müller (69), der beliebte Pfarrer von Schübelbach SZ gab zu, vor Jahrzehnten am Bodensee in Mehrerau (A) und Birnau (D) Klosterschüler und Ministranten missbraucht zu haben.
Ein Opfer von Pater Gregor hatte im österreichischen TV von seinem Martyrium in der Kindheit berichtet. Die Polizei ermittelt, die Diözesen Freiburg, Bregenz und Chur drückten ihr tiefes Bedauern aus. Der Unhold versteckt sich seither an einem unbekannten Ort.
Opfer informierte Erzdiözese Freiburg
Doch das erzwungene Geständnis von Pater Gregor ist nicht sein erstes: Schon 2006 räumte er gegenüber einem ehemaligen Klosterschüler ein, ihn missbraucht zu haben. Das heute 53-jährige Opfer informierte mit dem ihm vorliegenden Geständnis die Erzdiözese Freiburg, wie die Zeitung «Südkurier» heute berichtet.
Die Erzdiözese Freiburg bestätigt heute: Sie versprach im Jahr 2006, den Fall in Angriff zu nehmen. Die Anzeige sei an den Abt von Mehrerau weitergeleitet worden. Dieser habe versichert, Massnahmen zu ergreifen und das Bistum Chur zu informieren, für das Pater Gregor seit 1992 arbeitete.
Wo versickerte die Anzeige?
Geschehen ist jedoch nichts: Vier lange Jahre wartete das immer noch traumatisierte Opfer, bis endlich Bewegung in die unheilige Geschichte kam. Der Mann musste am Ende sogar selbst die Initiative ergreifen: Er kündigte an, beim Sonntags-Gottesdienst in Schübelbach Pater Gregor vor versammelter Kirchgemeinde mit seinen Taten zu konfrontieren. Erst das bewog den Kirchenmann zu seinem Geständnis beim Churer Bischof.
Wo die Anzeige des Opfers vor vier Jahren versickerte, ist noch nicht bekannt: Der neue Abt von Mehrerau ist erst seit 2009 im Amt, er wisse nicht, was sein Vorgänger gewusst und vertuscht habe, sagt er. Das Bistum Chur versichert, erst seit wenigen Tagen von Untaten ihres Priesters erfahren zu haben. (bih)