Fast 90 Stutz hätte ein Schweizer Grossvater für ein Internet-Porno-Abo bezahlen sollen, das er nie gelöst hatte. Das berichtet seine Enkelin dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Aus Angst wollte der Senior bezahlen – die Familie überzeugte ihn schliesslich, sich zu wehren.
Hinter der Sache steckt die Firma Obligo, die auch schon anderen Personen solche Sex-Abo-Rechnungen geschickt hat.
Der Grossvater erklärte in mehreren Briefen an Obligo, dass er das Abo nie wissentlich gelöst hatte – Rückmeldung erhielt er keine.
«Was die können, können wir auch»
Stattdessen hetzte ihm Obligo das Inkassobüro Inkassodata auf den Hals. Weil der Mann die Forderung weiterhin bestritt, sendete ihm Inkassodata eine Betreibungsandrohung. «Was die können, können wir auch», sagte sich die Familie und verrechnete der Firma ihre Aufwände wie Zeit und Briefporto.
Als Inkassodata trotzdem auf der Betreibung beharrt, schickt die Familie mehrere Mahnungen. «Schliesslich haben wir Inkassodata betrieben», sagt die Enkelin zu «Espresso». Und das mit Erfolg: Das Unternehmen bezahlt und bittet den Opa in einem Brief, den «Betreibungsregister-Eintrag zu löschen».
Nun muss er Porno-Abo nicht bezahlen
Weshalb die Familie mit ihrem hartnäckigen Vorgehen erfolgreich war, bleibt offen. Gegenüber «Espresso» möchte sich Inkassodata nicht äussern. SRF-Rechtsexpertin Gabriela Baumgartner empfiehlt in solchen Fällen: Man sollte einen eingeschriebenen Brief an das Unternehmen schreiben und darin die Forderung bestreiten. «Falls trotzdem eine Betreibung kommt, unbedingt Rechtsvorschlag erheben!», so die Expertin.
Für den Opa und seine Familie hat sich die Angelegenheit derweil erledigt. Von Inkassodata haben sie nichts mehr gehört. (hah)
Wer seine Rechnungen nicht bezahlt, bekommt es mit einem Inkassobüro zu tun. Denn Firmen leiten unbezahlte Rechnungen an Inkassounternehmen weiter, die die Forderungen dann eintreiben – und saftige Gebühren auf den ursprünglichen Rechnungsbetrag schlagen. Zudem führen die Firmen Datenbanken über die Kreditwürdigkeit von Schuldnern. Die Daten verkaufen sie an Drittfirmen. Für Privatpersonen kann ein Eintrag wie im Fall von Selina M. dazu führen, dass Firmen Vertragsabschlüsse verweigern. Die 30 im Verband Schweizerischer Inkasso-Treuhandinstitute (VSI) organisierten Unternehmen treiben jährlich über zehn Milliarden Franken ein. Bekannte Namen sind Creditreform und Intrum Justitia.
Wer seine Rechnungen nicht bezahlt, bekommt es mit einem Inkassobüro zu tun. Denn Firmen leiten unbezahlte Rechnungen an Inkassounternehmen weiter, die die Forderungen dann eintreiben – und saftige Gebühren auf den ursprünglichen Rechnungsbetrag schlagen. Zudem führen die Firmen Datenbanken über die Kreditwürdigkeit von Schuldnern. Die Daten verkaufen sie an Drittfirmen. Für Privatpersonen kann ein Eintrag wie im Fall von Selina M. dazu führen, dass Firmen Vertragsabschlüsse verweigern. Die 30 im Verband Schweizerischer Inkasso-Treuhandinstitute (VSI) organisierten Unternehmen treiben jährlich über zehn Milliarden Franken ein. Bekannte Namen sind Creditreform und Intrum Justitia.