Leo Girod (84) und seine Ehefrau Helen (86) haben schlecht geschlafen. Ihre Körper tun weh. Ihre Seelen schmerzen. Drei maskierte, bewaffnete Räuber haben das Rentnerpaar aus Olsberg AG letzten Freitag überfallen.
«Ich werde diese Gestalten nie mehr vergessen», sagt Leo Girod. «Jedes Mal, wenn ich jetzt abends auf die Terrasse gehe, habe ich ein komisches Gefühl», so der Patron einer Zementwarenfabrik.
Es passierte um 19.30 Uhr. Leo Girod geht von seiner Stube in den Wintergarten, öffnet die Tür, um auf dem Vorplatz eine Katze zu füttern. Als er sich bückt, um das Futter auf den Boden zu stellen, läuft die Katze weg. «Das macht sie sonst nie», sagt er.
Aus dem Dunkeln rennen plötzlich drei Gestalten heran.
Sie tragen schwarze Strumpfmasken und Handschuhe. Eine hält eine Pistole in der Hand.
Leo Girod kann sich nicht einmal mehr ganz erheben, da schlagen die Männer schon mit den Fäusten auf ihn ein. «Dann schleiften sie mich den Boden entlang in unseren Wintergarten und traten mich mit den Füssen.» Dabei wurde er gerade erst im Oktober an der Hüfte operiert.
Doch die Tortur hat noch kein Ende. «Die Männer verklebten mir den Mund, sassen auf mich rauf und hielten mir eine Pistole an den Kopf», erinnert sich Girod. «Einer schrie in gebrochenem Deutsch: ‹Jetzt tot!› Ich hatte Angst und wusste: Drückt er ab, ist alles vorbei.»
Girods Frau, mit der er seit 61 Jahren verheiratet ist, sitzt im Wintergarten und liest, als die Räuber mit ihrem Mann hereinkommen. «Ich hatte Angst, wollte flüchten», sagt sie. «Aber die zerrten mich in die Stube und setzten mich auf einen Sessel. Dann riefen sie: ‹Geld her!›»
Während die Täter Leo Girod am Boden festhalten, muss seine Frau mit den Räubern in den unteren Stock des Hauses gehen, wo sich der Tresorraum befindet. «Die packten mich so fest am Arm, dass ich noch heute einen Bluterguss davon habe.»
Helen Girod öffnet den Tresor, dann geht der Alarm los. Die etwa 20-jährigen Räuber schnappen sich die Beute und rennen weg. Noch sind sie auf der Flucht.
«Ich hoffe, dass die Räuber gefasst werden», sagt Leo Girod. «Sie haben uns 15 000 Franken, eine 30 000 Franken teure IWC-Uhr, eine Cartier-Uhr im Wert von 20 000 Franken und einen 20 000 Franken teuren Ring geklaut.»
Doch am wichtigsten ist für Leo Girod: «Dass meine Ehefrau und ich noch am Leben sind.»