Ob Jeans, Eier oder Politik
Tell muss für alles herhalten

BERN – Wilhelm Tell ist ein Allzweckheld. Er macht Reklame für die Kommunisten und für die SVP, für Ferien in der Schweiz und für Blue Jeans.
Publiziert: 15.11.2007 um 10:42 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 17:39 Uhr
Von Frank Gerber

«Ich will in Uri Freunde werben.» Sagt ein Urner im Schauspiel von Friedrich Schiller. Heute soll Wilhelm Tell vor allem Kunden werben. Und Wähler. Schliesslich kennt jedes Kind den Mann mit der Armbrust. Deshalb ist er ein idealer Werbeträger.

Die Nationalbibliothek Bern zeigt ab morgen eine Ausstellung mit hundert Plakaten. Auf allen wird mit dem Mythos Wilhelm Tell geworben. Mit der Armbrust, mit dem Apfelschuss, mit dem Hut auf der Stange. Das älteste Plakat stammt von 1887, das jüngste von 2007.

Wilhelm Tell ist ein Männerstoff. Im Drama von Schiller spielen kaum Frauen mit. Und auch die Politik war lange Zeit reine Männersache. Vielleicht erscheint der Innerschweizer mit der Armbrust deshalb so oft auf Parteiplakaten. Das Überraschende daran: Nicht nur die Berufspatrioten werben mit dem Nationalhelden. Die kommunistische Partei der Arbeit, die faschistischen Fröntler, der Landesring, SP, FDP und SVP: Sie alle setzen auf Wilhelm Tell.

Unser Bild von Tell ist geprägt durch das Denkmal in Altdorf, das Richard Kissling 1885 geschaffen hat. Das Vater-Sohn-Duo hat einen ähnlichen Wiedererkennungswert wie die Darstellung von Maria mit dem Kinde. Für die verschiedenen Werbezwecke wird das Bild verschieden verfremdet. Mal trägt Tell statt der Armbrust eine Drogenspritze, mal Sichel und Schaufel.

Aber immer bleibt auf den ersten Blick klar: Es ist Tell mit Walterli. Tells Armbrust hat sich sogar verselbständigt. Seit den 30er-Jahren ist sie das Qualitätssignet für Schweizer Produkte. Die Ausstellung zeigt die Plakate ohne weiteren Kommentar. Oft kann sich der Betrachter ein Lachen nicht verkneifen. Etwa, wenn zwei Plakate mit dem gleichen Sujet nebeneinander hängen. Eines von den Sozialdemokraten und eines von den Freisinnigen.

Was sagen Sie dazu, dass Wilhelm Tell für Werbezwecke gebraucht wird? Sollte dies verhindert werden? Schreiben Sie uns!

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«Tell im Visier»:
Plakataustellung in der Nationalbibliothek Bern. Vom 16. November bis 30. März. Begleitpublikation mit 150 farbigen Abbildungen. 400 Seiten, 48 Franken.
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