«Bitte eine ‹NZZ avec›!» Ältere Leser – auf die Nennung von Leserinnen verzichten wir hier bewusst – kennen diesen Spruch bestens. Wer früher am Kiosk eine «NZZ avec» bestellte, erhielt die «Alte Tante» mit einem BLICK eingesteckt. Mit dem gleichzeitigen Kauf der «NZZ» konnte man kaschieren, dass man ein BLICK-Leser war und mit grossen Augen schnurstracks auf Seite 3 blätterte, wo – welche Sünde – ein barbusiges Girl prangte.
Grosse Busen, kleine Busen, schwarze Haare, blonde Haare: BLICK überraschte seine Leser täglich mit einem erotischen Bild. Immer wieder wurde die Rubrik verändert und neu erfunden. Ganz progressiv gab sich der BLICK, als er – sozusagen im Rahmen der Gleichberechtigung – auch einen BLICK-Boy einführte. Die Idee wurde zum Flop, kaum ein Leser wollte einen nackten männlichen Oberkörper sehen.
Adieu BLICK-Girl
Die Zeiten ändern sich. Heute stillen auf dem Internet Millionen von nackten Frauen und Männern die erotische Lust der Konsumenten. Wie harmlos wirkt doch dagegen ein offenherziges BLICK-Mädchen aus der Schwarz-Weiss-Epoche! Heute ist aber auch die Zeit vorbei, in der BLICK seinen Lesern einfach nackte Körper vorlegen will. Erotik und Sex sind immer noch wichtige Themen, aber nur, wenn sie im Zusammenhang mit einer Geschichte stehen. Ringier hat sich Ende 2016 entschieden, sich vom BLICK-Girl zu verabschieden. Die offizielle Begründung damals: «Das Konzept dieser Rubrik hat sich viele Jahre bewährt, ist aber inzwischen überholt.»
Heute findet man auf Seite 3 kein sexy Girl mehr. Die erste Doppelseite widmet BLICK nun regelmässig der Schweizer Politik und Wirtschaft. Denn auch über die kann man immer wieder grosse Augen machen.