Bund macht Corona-Vorschriften – Kantone lassen ihn hängen
«Null bis 25 Kontrollen»

Trotz klarer Ansage aus Bern prüfen viele Kantone nur vereinzelt, ob sich Betriebe an die Schutzmassnahmen halten. Manche liefern gar keine Daten.
Publiziert: 08.08.2020 um 23:28 Uhr
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Aktualisiert: 09.08.2020 um 18:43 Uhr
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Die Corona-Kontrollen in den Kantonen laufen nur mangelhaft an.
Foto: Nathalie Taiana
Sven Ziegler

Die Weisung aus Bern war eindeutig. Seit Mitte Juli müssen die Kantone verstärkt in den Betrieben kontrollieren: Erheben die Restaurants Kontaktdaten ihrer Gäste? Trägt das Schlachthofper­sonal Schutzmasken? Wird die Abstandsvorschrift beachtet?

Wöchentlich haben die Kantone dem Bund mitzuteilen, wie viele Kon­trollen zur Umsetzung der Corona-Schutzmassnahmen durchgeführt worden sind. Mit diesen Vorschriften reagierte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf die lasche Umsetzung der Kontrollpflicht.

Ernüchterndes Fazit

Nun sind die ersten Daten eingetroffen. Doch das Fazit ist ernüchternd. Die Kantone führen nach wie vor nur wenige Inspektionen durch – oder liefern gar keine Daten. Im aktuellen Lagemonitoring des Bundes, das SonntagsBlick vorliegt, heisst es nüchtern: «Die Kontrolle der Schutzkonzepte durch die Kantone wird sehr unterschiedlich durchgeführt.»

Der Bericht konkretisiert: «In der KW 30 (Woche vom 20. Juli) haben die meisten Kantone (17 von 26) 0 bis 25 Kontrollen durchgeführt oder keine Rückmeldung an den Bund gemacht.» Lediglich vier Kantone führten mehr als 100 Überprüfungen durch.

SonntagsBlick wollte von den Kantonen wissen, wie viel genau in der entsprechenden Woche kontrolliert wurde und welche Mängel sich zeigten. Die Antworten offenbaren riesige Unterschiede. Spitzenreiter bei den Kontrollen sind Bern mit 556 und Zürich mit 472. Die meisten Kantone führten allerdings nur eine tiefe zweistellige Anzahl an Kontrollen aus.

Genf steigerte Kontrollen

Genf, aktuell einer der Corona-Hotspots in der Schweiz, suchte nur 31 Betriebe auf. Immerhin steigerte sich der Stadtkanton in der Folgewoche deutlich, in der letzten Juli­woche waren die Inspektoren 135 Mal unterwegs.

Am unteren Ende der Skala stehen der Tourismuskanton Wallis, der in Woche 30 nur zehn Kon­trollen durchführte. Appenzell-Innerrhoden verzeichnete nur eine einzelne Stichprobe, in der Woche danach wurden gar keine Betriebe kontrolliert. Auch der Kanton Luzern, eine ­beliebte Tourismusdesti­nation, kontrollierte nur 13 Mal. Immerhin zeigt sich seit der letzten Juli­woche in den meisten Kantonen ein Trend zu vermehrten Kontrollen.

Einige Kantone begründen die tiefe Rate mit den Sommerferien. Viele Betriebe seien momentan geschlossen, nach der Ferienzeit werde vermehrt nachgeschaut. Zudem gelte es, die demografischen Unterschiede zwischen den Kantonen zu berücksichtigen. So würden etwa Kantone mit grossen Städten eine deutlich höhere Dichte an Läden aufweisen als ländlich geprägte Regionen.

Oft nur mangelhafte Umsetzung

Die Kontrollen sind kein reiner Selbstzweck. Der Lagebericht offenbart: In vielen Unternehmen herrscht Handlungsbedarf. In rund einem Viertel der besuchten Betriebe wurden die Schutzkonzepte mangelhaft umgesetzt. Meist werden Kontaktdaten überhaupt nicht oder nur nachlässig erhoben oder der Mindestabstand wird missachtet.

Im Kanton Zürich etwa wurden 39 Mängel beanstandet, in Bern waren es 100. Der Kanton Luzern liess gar einen Betrieb vorübergehend schliessen.

Aus Graubünden, Thurgau, Appenzell-Ausserrhoden, Glarus und weiteren Kantonen erhält SonntagsBlick keine Zahlen. Sie verweisen an den Bund. Die Kantone Tessin, Freiburg, Waadt und Aargau liefern nur allgemeine Informationen, aber keine Zahlen. Aus einigen Kantonen erhält SonntagsBlick gar keine Rückmeldung.

Wortkarg gibt sich auch das Bundesamt für Gesundheit. Ein Sprecher teilt zwar mit, die Verantwortung für die Umsetzung ­liege bei den Kantonen, weitere Massnahmen vonseiten des Bundes seien zum heutigen Zeitpunkt nicht geplant. Die Frage, ob der Bund die Kantone erneut anweist, stärker zu kontrollieren, bleibt allerdings unbeantwortet.

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