Aus dem Stall dringt Kinderlachen: Ex-Mister-Schweiz Renzo Blumenthal (37) und seine Frau Ladina spielen mit Moreno (5), Lena-Priscilla (bald 3) und Naemi (1) im Stroh. Mit ihrer Rasselbande von drei Kindern liegt Bauern-familie Blumenthal voll im Trend: Die Grossfamilie ersetzt in der Schweiz zunehmend das traditionelle Zwei-Kind-Modell.
CVP-Präsident Christophe Darbellay erwartet im Juli zum dritten Mal Nachwuchs. Schlagerstar Monique (siehe Box) hat bereits drei Kinder, Moderatorin und Schauspielerin Sandra Studer (45, Foto rechts) sogar vier. «Zwei Kinder waren mir zu quadratisch, das ging zu schön auf», sagt Studer.
Das vierte Kind war nicht geplant
Sie möge es, wenn es ein bisschen chaotisch werde. Das vierte Kind sei nicht geplant gewesen. «Aber es war eine irrsinnig tolle Nachhilfelektion des Schicksals», sagt Vierfachmami Studer. «Unsere Dritte wäre ein einsamer Nachzügler gewesen. Jetzt hat sie eine Verbündete und wir sind ein Rudel.»
Zahlen des Bundesamts für Statistik belegen: Die Zahl der Fami-lien mit drei und mehr Kindern steigt. Seit 2007 nahmen Drei-Kind-Familien um knapp zehn Prozent zu. Brachten vor sieben Jahren noch 7093 Frauen ein drittes Kind zur Welt, waren es 2012 schon 7723. Ähnliches zeichnet sich auch bei Vier-Kind-Familien ab.
Auch Schweizer wollen mehr Kinder
«Die Chefärzte in unseren Kliniken haben den Eindruck, dass sich nicht nur ausländische, sondern auch Schweizer Paare vermehrt mehrere Kinder wünschen», sagt Oliver Schneider von den Solothurner Spitälern.
Markus Gut, Frauenarzt an der Klinik Hirslanden in Zürich: «Es sind vermehrt Eltern, die selbst mehrere Geschwister haben, die eine grosse Familie planen.»
Auch Frauen mit einer guten Ausbildung wünschen sich heute mehr als zwei Kinder, weiss Klaus Preisner (37), Soziologe an der Universität Zürich. «Dies wird jedoch nur realisiert, wenn es ohne allzu grosse finanzielle Zugeständnisse möglich ist.»
Stabile Wirtschaft ist förderlich
Die aktuell gute Wirtschaftslage verstärkt den Trend: «Arbeitsplatzsicherheit begünstigt bei jungen Menschen die Familienplanung», sagt Soziologe Preisner. «Sie bekommen früher Kinder. Damit steigt die Chance auf eine grössere Familie.»
Ausserdem ist es für Frauen heute leichter, Kinder und Karriere unter einen Hut zu bringen – dank Krippen und flexibler Arbeitgeber. «Teilzeitarbeit ist heute auch in einem guten Job möglich», sagt Soziologe Preisner.
Doch nicht nur pragmatische Gründe führen zu grösseren Familien: «Auch die Rückbesinnung auf traditionelle Werte spielt eine Rolle. Die Menschen schätzen die Familie mehr. Sie vermittelt Geborgenheit und vermeintliche Sicherheit», glaubt Preisner.
Viele Kinder symbolisieren Wohlstand
In den USA spielt ein weiterer Faktor mit – dort gilt Kinderreichtum als Statussymbol. Nur wer erfolgreich im Beruf ist, kann sich eine Kinderschar leisten, die er oder sie dann hübsch angezogen präsentieren kann.
Grossfamilien von Hollywood-Ikonen wie Angelina Jolie (38, sechs Kinder) oder Heidi Klum (40, vier Kinder) wirken weltweit als leuchtende Vorbilder.
In der Schweiz jedoch müssen sich grosse Familien finanziell meist einschränken. «Eine genügend grosse und bezahlbare Wohnung zu finden, ist wahnsinnig schwer», sagt Käthi Kaufmann, Präsidentin der IG 3 Plus, die Interessen von grossen Familien vertritt.
Auch der Unterhalt so vieler Kinder koste eine Menge Geld – und erfordere von den Eltern finanzielle Zugeständnisse. «Doch das macht nichts», sagt Kaufmann, selbst fünffache Mama. Ihr Fazit: «Kinder sind der wahre Luxus.»