Der Notruf geht um 11 Uhr 10 ein. «In der Kander ertrinken Soldaten», meldet eine Männerstimme bei der Einsatzzentrale der Kantonspolizei in Thun. Feuerwehr, Polizei und Notärzte machen sich sofort auf die Suche. Doch sie werden nicht gleich fündig.
An der Unglücksstelle finden sie nichts. Der reissende Fluss hat die Opfer schon weiter getragen. Aber auf der Brücke «Heustrich» wartet ein Augenzeuge auf die Rettungskräfte. Ein Soldat mit Kamera. Verzweifelt berichtet er den Helfern, seine Kameraden seien gerade in zwei Schlauchbooten gekentert.
Den ersten Körper finden die Helfer 200 Meter flussab-wärts. Beim Kieswerk der Kiestag AG unterhalb von Hondrich. Die Retter versuchen den leblosen Mann zu reanimieren. Vergebens.
Weiter unten treffen sie auf fünf Schwerverletzte. Mit zerschlagenen Gliedern, halb ertrunken – aber am Leben. Einer davon ist der Kompanie-Kommandant, Anführer der Unglücks-Mission.
Doch wo sind die anderen Soldaten? Vier fehlen.
Spätestens jetzt wird klar: Genau elf Monate nach dem Jungfraudrama erlebt die Armee einen weiteren Schwarzen Tag. Damals verloren sechs Rekruten bei einem Lawinenniedergang ihr Leben.
«Wir sind zutiefst betroffen und traurig über den unfassbaren Unfall», sagt Walter Knutti, Chef der Luftwaffe. «Eines der tragischsten Unglücke der Armee. Wir fühlen mit den Angehörigen», erklärt Armeesprecher Felix Endrich.
Nur: Wer hat den Todesbefehl gegeben? Was hatten die WK-Soldaten, allesamt Angehörige der Lufttransport Sicherungskompanie 3, auf dem Wasser zu suchen?
«Ich kenne die Übungsanlage nicht», sagt Knutti. Und: Bootsfahrten seien nicht «das tägliche Brot» dieser Einheit.
War es schlicht eine Vergnügungsfahrt? Denn die Armee gab am Abend bekannt: Es habe sich um «einen Kaderanlass zur Teambildung» gehandelt. Die Militär-justiz untersucht. Vorläufig steht auch sie vor lauter Rätseln.
«Wir können nicht sagen, warum die Soldaten mit dem Schlauchboot auf die Kander gegangen sind. Wir wissen nicht einmal, an welcher Stelle sie eingewassert haben», sagt Sprecherin Silvia Schenker.
Der Kompanie-Kommandant sei hospitalisiert. «Wir konnten mit ihm noch nicht sprechen. Er steht unter Schock.» Seine Truppe hat einen ernsthaften Auftrag: Während der Euro soll sie Flugplätze sichern.
Seit zwei Wochen sind die 180 Mann in Wimmis im Alten Schulhaus stationiert. Von dort brachen die zehn Unglücks-Soldaten gestern zu ihrer Flusstour auf.
Offensichtlich sind sie schlecht vorbereitet. Die Schlauchboote des Typs M6 sind für Wildwasserfahrten ungeeignet.
Und die Soldaten lassen sie ausgerechnet dort zu Wasser, wo die Kander am gefährlichsten ist.
Auf dieser Strecke befinden sich künstliche Wehre. «Es sind tödliche Fallen«, sagt Benedikt Grossmann, Präsident des Berner Kanu-Klubs. «Der Rücklauf kann einen in die Tiefe ziehen.»
Genau das ist den Soldaten passiert. Erste Untersuchungsergebnisse zeigen: Beide Boote kenterten und gerieten dann in eine Wasserwalze.
Darum haben die Retter nicht nur Mühe, die Leichen zu finden, sondern sie dann auch zu bergen.
80 Personen suchten noch gestern Abend. Mit Hunden, Wärmebildkameras und Helikoptern. Sie durchkämmten rund zehn Kilometer Fluss und Böschung. Bis zum Kanderdelta. Im Thunersee kommt ein Militärtaucher zum Einsatz. «Bis jetzt wurden drei Tote geborgen. Zwei weitere Soldaten werden noch vermisst», sagt Armeesprecher Felix Endrich.
Luftwaffenchef Knutti ist pessimistisch: «Ich habe keine Hoffnung mehr, dass wir so lange nach dem Unfall die Soldaten noch lebend finden.»
Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.
So gehts:
- App holen: App-Store oder im Google Play Store
-
Push aktivieren – keine Show verpassen
-
Jetzt downloaden und loslegen!
-
Live mitquizzen und gewinnen
Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.
So gehts:
- App holen: App-Store oder im Google Play Store
-
Push aktivieren – keine Show verpassen
-
Jetzt downloaden und loslegen!
-
Live mitquizzen und gewinnen