Jetzt ist es amtlich. Georges Caccivio, ehemaliger Direktor der Berner Strafanstalt Thorberg, war untragbar. Zu diesem Schluss kommt der Jurist Benjamin Brägger in einem gestern vorgestellten Administrativuntersuchungsbericht.
Der Berner Polizei- und Militärdirektor Hans-Jürg Käser (FDP) hatte Caccivio Anfang Jahr suspendiert. Auslöser war ein ganzer Katalog von Vorwürfen, die meisten stellten sich als berechtigt heraus. So war Caccivio tatsächlich mit zwei Insassen per Du, kaufte dem im Thorberg inhaftierten Schläger von Schüpfen zwei Bilder ab und liess die Akte eines Insassen frisieren. Die entfernte Seite 75 enthielt Aussagen Caccivios, in denen er zugab, mit einer Drogenprostituierten aus Biel BE käuflichen Sex gehabt zu haben.
Die Aussage bezog sich auf die Zeit vor dem Amtsantritt Anfang 2011. Die Untersuchung kommt aber zum Schluss, dass Caccivio auch später «mehrere käufliche Sexualkontakte auf dem Drogenstrich in Biel» gehabt habe. Er vergnügte sich sogar noch auf dem Drogenstrich, als er im August 2013 auf die ominöse Seite 75 hingewiesen und zu einer Stellungnahme aufgefordert wurde. Er konnte offenbar einfach nicht aufhören. Das machte ihn erpressbar.
Caccivio sei weder in der Lage, sein Amt auszuführen, noch scheine er als Direktor geeignet und tragbar, schreibt Brägger. Und zwar in selbstverschuldeter Weise: wegen Caccivios äusserst unprofessionellen Verhaltens gegenüber Insassen und aufgrund seines Integritätsverlustes.
Klar ist heute: Caccivio hätte nie Gefängnisdirektor werden dürfen. Ein unabhängiges Assessment fand nicht statt, laut Bericht eine mangelhafte Vorgehensweise.
Ein Vorwurf, der sich auch an Käser richtet. «Ich habe schon Hunderte Leute eingestellt. Ich frage doch niemanden, ob er schon mal bei einer Nutte war!», entfuhr es dem Regierungsrat gestern an der Medienkonferenz.
Er bleibt im Amt. Caccivio ist «im Amt eingestellt», also suspendiert – und seit Februar krankgeschrieben. Martin Kraemer, Vorsteher des Amts für Freiheitsentzug und Betreuung und Caccivios Vorgesetzter, geht Ende Jahr frühzeitig in Pension, aus gesundheitlichen Gründen. Seinen Nachfolger will Käser «mit der Unterstützung einer externen Firma» suchen.