Neue Untersuchungen zeigen
Impfung hat wohl doch Einfluss auf Menstruation

Lange war nicht klar, ob die Corona-Impfung bei Frauen Unregelmässigkeiten bei der Menstruation auslösen kann. Inzwischen sehen aber immer mehr Forscher einen Zusammenhang.
Publiziert: 01.12.2021 um 15:41 Uhr
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Aktualisiert: 02.12.2021 um 07:47 Uhr
Neue Erkenntnisse aus der Forschung zeigen: Die Impfung könnte doch einen Einfluss auf die Menstruation haben. (Symbolbild)
Foto: Getty Images
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Die Heilmittelbehörde Swissmedic hat bis zum Montag 424 Meldungen zu Menstruationsunregelmässigkeiten nach einer mRNA-Impfung registriert. Der Grossteil der Fälle wurde als «nicht schwerwiegend» eingestuft, im Spital behandelt werden musste niemand. Die betroffenen Frauen berichteten meist von verstärkten und häufigeren Blutungen, Zwischenblutungen oder Schmerzen.

Lange sahen Fachleute keinen Zusammenhang zwischen der Impfung und Zyklusbeschwerden. Inzwischen gibt es aber immer mehr Hinweise, die dafür sprechen. Jen Gunter, eine kanadisch-amerikanische Gynäkologin und wissenschaftliche Bloggerin, suchte nun nach den Gründen für die Zyklusbeschwerden.

Wie «CH Media» berichtet, sieht sie einen Zusammenhang mit einer japanischen Studie aus dem Jahr 1987, die Frauen auf Nebenwirkungen nach einer Rötelnimpfung befragte. Das Ergebnis der Studie: Gelenkschmerzen traten danach kurzzeitig vermehrt bei jenen Frauen auf, die in der zweiten Zyklushälfte geimpft wurden.

Zyklus aus dem Takt

Laut Gunter könnte psychischer Stress vor und nach der Impfung der Auslöser für die Nebenwirkungen sein. Denn nach einer Impfung geschehen chemische Abläufe im Körper. Diese können sich auch auf die Gebärmutterschleimhaut auswirken – der weibliche Zyklus kann so aus dem Takt kommen.

Diese Effekte könnten direkt vom Impfstoff kommen. Wahrscheinlicher sei es aber, dass sie eine Reaktion des Immunsystems auf den Impfstoff sind. Dasselbe passiert laut Gunter nämlich auch nach natürlichen Infektionen. Sie bezieht sich dabei auf eine Studie vom Januar 2021 aus Schanghai. Diese zeigte, dass jede fünfte Patientin nach einer Coronavirus-Infektion entweder eine Abnahme des Menstruationsvolumens oder eine Zyklusverlängerung aufwies.

Hohe Stressanfälligkeit

Nicht nur Gunter glaubt an einen Zusammenhang – immer mehr Wissenschaftler nehmen sich dem Thema an. In der neusten Ausgabe des Swissmedic-Newsletters «Vigilance-News» sagt Michael von Wolff, Chefarzt und Gynäkologe am Inselspital Bern: «Wenngleich noch nicht wissenschaftlich bewiesen wurde, dass Covid-19-Impfungen als solche zu einer Blutungsstörung führen, lässt die Vielzahl der dokumentierten Meldungen einen solchen Effekt bei einigen Frauen vermuten.»

Aus Sicht von Wolff sind zwei Ursachen für die Störungen am wahrscheinlichsten: einerseits kurzfristige Veränderungen der hormonellen Regulation der Eierstöcke durch Stress, andererseits kurzfristige Effekte auf das Immunsystem der Gebärmutterschleimhaut.

Von Wolff verweist dabei auf eine Studie aus der Türkei. Während der Pandemie entwickelten knapp 30 Prozent der untersuchten Frauen unregelmässige Menstruationszyklen. Betroffen waren vor allem diejenigen, die Angst, Stress und depressive Symptome hatten. «Wenngleich die Studie keine Aussage zur Covid-19-Impfung zulässt, zeigt sie doch die hohe Stressanfälligkeit der Menstruationsrhythmik, konkret während der Pandemie», sagt von Wolff.

Forschung untersucht Phänomen

Inzwischen untersuchen immer mehr Forscher das Phänomen – darunter etwa die amerikanischen Anthropologinnen Kate Clancy und Katharine Lee. Sie haben 140'000 Meldungen von geimpften Frauen zusammengetragen.

Auch das Nationale Gesundheitsinstitut der USA (NIH) hat fünf Institutionen Zuschüsse in der Höhe von insgesamt 1,67 Millionen US-Dollar zugesprochen. Mit den Forschungsgeldern sollen mögliche Zusammenhänge zwischen Menstruationsprobleme nach einer Corona-Impfung untersucht werden. Zudem wird an der holländischen Universität Maastricht ebenfalls eine Studie zu diesem Thema durchgeführt. (bra)

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