Neue Moschee-Initiative in der Schweiz
Jetzt rufen Frauen zum Gebet

Heute startet die Offene Moschee Schweiz in Basel. Männer, Frauen und Kinder können dort gemeinsam beten – auch unter weiblicher Leitung.
Publiziert: 13.11.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:44 Uhr
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Elham M. Manea ist jemenitisch-schweizerische Politologin und Autorin. Aufgenommen am 01.09.2016 in Bern. Bild © Remo Naegeli
Foto: Remo Naegeli
Roland Gamp und Katia Murmann

Tagelang war die An'Nur-Moschee in Winterthur ZH geschlossen. Die Polizei nahm den Verantwortlichen nach einer Razzia und mehreren Festnahmen die Schlüssel weg.

Jetzt steht das Gotteshaus wieder offen. Am Freitag trafen sich die Gläubigen dort zum Gebet. Die Männer im grossen, geschmückten Raum im Obergeschoss, die Frauen in einem separaten Raum. Denn seit Jahrhunderten gilt in den allermeisten Moscheen weltweit eine strikte Geschlechtertrennung.

«Die Zeit ist gekommen, das zu hinterfragen», sagt Elham Manea (50), Politologin an der Universität Zürich. «Es braucht eine Moschee, wo Männer und Frauen gemeinsam beten können.»

Offene Moschee Schweiz

Zusammen mit der Autorin Jasmin El-Sonbati (56) hat die Muslimin die Offene Moschee Schweiz gegründet. Die Organisation führt heute in der Basler Elisabethen-Kirche ein gemeinschaftliches muslimisches Gebet durch. «Männer, Frauen, Mädchen und Knaben – alle sind willkommen», sagt Manea. «Auch die sexuelle Orientierung oder die religiöse Gesinnung spielen keine Rolle.» Ein Tabu-Bruch, der konservativen Muslimen nicht gefallen wird. Umso weniger, weil eine Frau das Gebet leiten wird.

Einen Testlauf gab es schon im Mai. Im Berner Haus der Religionen traten zwei weibliche Imame vor die Gemeinde. «Die Reaktionen waren heftig, vor allem aus dem Ausland», sagt Manea. Über Mails und in sozialen Medien habe man sie bedroht.

Doch sie lasse sich nicht einschüchtern. «Ich hoffe, dass wir eine richtige Bewegung auslösen und immer mehr werden. Damit die Gegner merken, dass sie uns nicht mehr stoppen können.»

Vorbild ist die Inclusive Mosque Initiative (IMI). Die Organisation will einen Islam, bei dem alle willkommen sind. Gegründet wurde sie vor vier Jahren in London. Eine ältere Frau wollte dort die Moschee besuchen. Der Raum für Frauen befand sich im oberen Stock, im Rollstuhl konnte sie diesen nicht erreichen. Da bat sie, im Erdgeschoss beten zu dürfen. Die Verantwortlichen lehnten ab, schickten die Frau nach Hause. Zwei Tage später war sie tot. Darauf gründete ihre Tochter die IMI.

«Diese Geschichte muss einen als Menschen doch bewegen», sagt Manea. Beinahe hätte sie Ähnliches erleben müssen. «Als mein Vater im Jemen starb, wollte ich ihn begraben. Mehrere Männer wollten mich davon abhalten, weil das eine Frau nicht darf.» Sie sei aber hartnäckig geblieben. «Bis sie gemerkt haben, dass ich seine Tochter bin und mich nicht stoppen lasse.»

Mit dieser Entschlossenheit wollen Manea und auch El-Sonbati die Offene Moschee Schweiz ­vorantreiben.

«Schliesslich sind vor Gott alle gleich»

Nach Basel sollen weitere Städte dazukommen, Kritik hin oder her. «Jede Veränderung macht Angst. Ich verstehe, wenn viele Leute skeptisch sind», sagt die Politologin. Klar sei auch, dass jede Religion Grenzen hat. «Veränderungen müssen aber trotzdem möglich sein. Und wir wollen ja nur zusammen beten. Schliesslich sind vor Gott alle gleich. Wo liegt das Problem?»

Lesen Sie in der nächsten Ausgabe das grosse Interview mit Politologin Elham Manea über den Islamischen Zentralrat, das Burkaverbot und die Imam-Ausbildung.

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