Ein grosses, gelbes Warnsignal klebt an der Glastüre zur Patientenstation des neuen Swan-Hauses auf dem Areal des Berner Inselspitals. Achtung radioaktive Strahlung! Viele Patienten, die hierher kommen werden, haben Krebs.
Bei Flavia K.* (26) wurde vor zwei Jahren Schilddrüsenkrebs festgestellt. «Als ich die Diagnose bekam, war es sehr unwirklich. In meinem Alter denkt man nicht an Krebs. Ich fuhr zu einem Kollegen. Der sagte nur: ‹Oh Gott, oh Gott, oh Gott, das kann nicht wahr sein.›»
Der Krebs war schon sehr ausgeprägt, Flavia wurde sofort operiert. «Die Schilddrüse liegt gleich beim Nerv der Stimmbänder. Wenn es ganz blöd geht, wacht man auf und kann nicht mehr reden», sagt sie.
Flavia hat ihre Sprache wieder. «Es hat nur eine Seite der Stimmbänder erwischt. Am Anfang konnte ich nicht reden, nicht husten, nicht schlucken. Man lernt es einfach wieder.»
Nach der OP folgte die Radiojonentherapie, um die restlichen Krebszellen in ihrem Körper auszumerzen. «Die Ionen gehen nur an die Krebszellen und zerstören sie. Die Therapie hat eine Erfolgsquote von 97 Prozent», erklärt die stellvertretende Oberärztin Sabine Weidner (46).
Die Patienten schlucken das radioaktive Jod in Kapselform. Durch die Radioaktivität sind sie eine Gefahr für Kinder und Schwangere. Daher müssen sie bis zu sechs Tage isoliert bleiben. Bettwäsche, Kleider, alles wird untersucht, bevor es die Station verlässt. «Die Wände und der Boden sind mit dickem Blei versehen», sagt Weidner, «damit die anderen Abteilungen keine Strahlung abbekommen.»
Flavia geht durch die neuen Räume im Swan-Isotopen-Bau. Sie musste die Strahlentherapie noch in einem Einzelzimmer verbringen. «Die Isolation war immer das Schlimmste», sagt sie. «Ich fühlte mich so eingesperrt und genervt. Dachte, ich will nur hier raus. Das Essen wird in einem Wagen reingeschoben, die Türe geht sofort wieder zu.»
In der neuen Abteilung im Isotopen-Haus gibt es eine ausklappbare Bleiwand, die Ärzte und Pflegepersonal vor der Strahlung schützt und ihnen ermöglicht, länger mit den Patienten zu reden. Ausserdem hat jedes Zimmer ein Bad. Vorher war Duschen unmöglich. Jetzt gibt es eine Abklinganlage, in der das radioaktive Wasser aufgefangen wird. «Wenn ich wieder herkommen müsste, hätte ich wenigstens eine Dusche», sagt Flavia K.
Möglich ist das. Denn der Krebs kann zurückkehren. «Warum, muss man sich eh nicht fragen. Die Natur war noch nie perfekt. Das meint man nur, so lange man nichts hat.»
*Name bekannt
In Bern werden ab sofort radioaktive Medikamente hergestellt. Damit lassen sich
Tumore viel effizienter bekämpfen. Diese speziellen Medikamente enthalten Isotope, Atome mit speziellen Eigenschaften. Damit können Krebszellen besser diagnostiziert und viel direkter bestrahlt werden. Das gesunde Körpergewebe wird geschont.
Im Swan-Haus ist neu auch die Abteilung für Nuklear-Medizin untergebracht. Patienten, die direkt im Inselspital mit Isotopen therapiert werden, müssen wegen der leichten Strahlung nicht mehr ihre ganze Zeit in einem geschlossenen Zimmer verbringen. Sondern können sich auf der Bettenstation frei bewegen.
In Bern werden ab sofort radioaktive Medikamente hergestellt. Damit lassen sich
Tumore viel effizienter bekämpfen. Diese speziellen Medikamente enthalten Isotope, Atome mit speziellen Eigenschaften. Damit können Krebszellen besser diagnostiziert und viel direkter bestrahlt werden. Das gesunde Körpergewebe wird geschont.
Im Swan-Haus ist neu auch die Abteilung für Nuklear-Medizin untergebracht. Patienten, die direkt im Inselspital mit Isotopen therapiert werden, müssen wegen der leichten Strahlung nicht mehr ihre ganze Zeit in einem geschlossenen Zimmer verbringen. Sondern können sich auf der Bettenstation frei bewegen.