Nervengift im Wollteppich
Kater «Schnurrli» tränt und zittert

Ein Ehepaar fordert von einem Teppichhersteller Schadenersatz – weil dessen Produkt die Gesundheit von Mensch und Tier gefährde.
Publiziert: 05.01.2014 um 14:44 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:36 Uhr
«Schnurrli» leidet noch immer unter Permethrin, einem Insektizid und Nervengift.
Foto: Sabine Wunderlin
Von Walter Hauser

Im April 2013 renovierten Lisa (58) und Peter M. (60) ihr Eigenheim im Zürcher Oberland – und leisteten sich auch gleich neue Wollteppiche. Kaum waren die Arbeiten abgeschlossen, begann für das Ehepaar, das anonym bleiben will, ein Albtraum.

Die Augen ihres Katers «Schnurrli» begannen zu tränen, seine Muskeln zitterten. Auch das Ehepaar litt an brennenden Augen und Reizungen der Atemwege, später kamen Kopfweh, Übelkeit, Kribbeln und Sehstörungen hinzu. Die Ärzte sprachen erst von einer Grippe.

Als nach Wochen keine Besserung eintrat, fanden die Mediziner endlich die Antwort: Das Ehepaar M. und ihr Kater litten an einer Permethrinvergiftung.

Es darf nicht eingeatmet werden

Permethrin ist ein Insektenschutzmittel, mit dem oft Wollteppiche behandelt werden. Es ist aber auch ein Nervengift, das nicht eingeatmet werden darf.

Ein Umweltanalytiklabor in Kassel (D) stellte einen Permethringehalt von 24 Milligramm pro Kilo Teppich fest; eine Untersuchung in Zürich ergab 19 Milligramm.

 Im Hausstaub hatten sich durch den Abrieb 90 mg/kg Permethrin angereichert. «Ein Vielfaches über dem kritischen Wert von fünf Milligramm», sagt Lisa M. – für Tiere und Kleinkinder eine grosse Gefahr.

Klage eingereicht

Der Zürcher Produktehaftpflichtrechtler Hans-Joachim Hess (55) schaltete inzwischen die Kantonschemiker der Urkantone in Brunnen SZ ein – und leitete im Namen der Geschädigten Schadenersatzklage gegen den Teppichhersteller ein: «70 000 Franken mussten wir für die Permethrinsäuberung bezahlen», sagt Peter M.

Das Bundesamt für Gesundheit bestätigt, dass Permethrin in Wollteppichen gesundheitsschädlich sein und allergische Reaktionen verursachen könne. Trotzdem ist offen, ob der Hersteller künftig auf den Stoff verzichtet und Schadenersatz zahlt.

Lisa und Peter M. leiden weiter an den Folgen, aber auch der elfjährige Schnurrli. Lisa K. «Das Muskelzittern wird er nie mehr los. Katzen können dieses Gift gar nicht ausscheiden.»

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