Naturschützer sauer
Bekommen die Bauern zu viele Millionen?

Wie viel Geld bekommen die Bauern vom Bund? Viel mehr als nur die Direktzahlungen, kritisiert Pro Natura und liefert die Fakten dazu. Die Bauern habend dafür absolut kein Verständnis.
Publiziert: 12.01.2015 um 12:06 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:50 Uhr
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Umweltschützer kritisieren Bauern, sie produzierten zu intensiv:
Foto: Keystone

Nebst den 2,8 Milliarden Franken Direktzahlungen bekommen die Bauern weitere Gelder aus der Kasse des Bundes, wie Pro Natura nun darlegt. Im Detail sind das folgende Beträge:

  • Unter der Rubrik «Absatzförderung und Basiskommunikation» bekommt der Schweizerische Bauernverband SBV 2,2 Millionen Franken.
  • 100'000 Franken gibt esfür «Agristat», den Statistikdienst des SBV.
  • Proviande, die Werbeplattform der Schweizer Fleischwirtschaft, bekommt insgesamt 12,4 Millionen aus der Bundeskasse.
  • 335’000 Franken gibt es für für Projekte und Gesellschaften in der Schweizer Fleischwirtschaft.

Der Bund zahle nicht nur, er arbeite auch noch gratis für die Bauern, so die Umweltschützer weiter. Als Beispiel führen sie das Inkasso für die SBV-Mitgliederbeträge. In 14 Kantonen ziehen die Landwirtschaftämter die Beiträge mit schriftlichem Einverständnis der Bauern von den Direktzahlungen ab. Dem SBV werde so ein wesentlicher Aufwand «abgenommen», schreibt Pro Natura im neusten Magazin.

Das Bundesamt für Landwirtschaft sieht hier kein Problem. Der von Pro Natur angefragte  Rechtsprofessor Markus Schefer dagegen schon. Ohne Grundlage in einem Rechtssatz sei die staatliche Dienstleistung «problematisch».

Bauern-Initiative als Zankapfel

Hintegrund der Auseinandersetzung ist die vom Bauernverband lancierte Initiative zur Ernährungssicherheit. Damit verlangen die Bauern, dass sie intensiver produzieren könnten und würden so gegen den Verfassungsauftrag, wonach sie unsere Lebensgrundlagen zu schützen haben, verstossen, sagt Roland Schuler von Pro Natura.

«Wir zeigen in unseren Berichten auf, dass sehr viele Geldmittel direkt, aber auch indirekt in die intensive Landwirtschaft fliessen», so Schuler. Das führe zu ökologischen Folgeschäden.

Für den Behebung müsse dann wieder die Allgemeinheit aufkommen, so Schuler weiter. Es brauche in der Schweizer Landwirtschaft vor allem eine nachhaltige Produktion – auf einer für die Umwelt verträglichen und gesunden Basis.

«Aboslut kein Verständnis»

Beim Bauernverband kommt die Umweltschützer-Kritik gar nicht gut an. «Der Angriff von Pro Natura ist völlig daneben», sagt der stellvertretende Direktor Urs Schneider heute gegenüber der «Südostschweiz».  Der SBV werde zu Unrecht kritisiert, damit Pro Natura besser dastehe. «Dafür haben wir absolut kein Verständnis.»

Die Absatzförderungsmittel würden zu den effizientest eingesetzten Mitteln überhaupt gehören, weil sie einen Multiplikatoreffekt hätten und die Bauern über einen erfolgreichen Produkteverkauf Einkommen generieren könnten. Zudem würden in der EU ebensolche Fördermittel gezahlt. Die Mittel würden auch nicht zweckentfremdet. Von Überproduktion könne nicht die Rede sein, das Gegenteil sei der Fall.

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