Nachgefragt
Warum werden die SBB immer teurer?

BERN – «Sauerei!» So die ersten Kommentare der Pendler nach der angekündigten Preiserhöhung auf die Preise des Halbtax und das GA. Blick.ch hakte bei SBB-Sprecher Reto Kormann nach.
Publiziert: 14.01.2010 um 15:42 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:34 Uhr
Von Roman Neumann

Blick.ch: Herr Kormann, die Preiserhöhung macht die Pendler sauer.
SBB-Sprecher Reto Kormann: Einerseits verstehe ich den Ärger. Wer zahlt schon gerne mehr? Andererseits muss ich sagen: Beim Halbtax zum Beispiel haben wir letztes Mal vor 17 Jahren aufgeschlagen und unser Angebot seither um ein Vielfaches verbessert.

Wer am Morgen zum Beispiel von Bern nach Zürich pendelt, merkt davon nichts. Die Züge sind überfüllt.
Genau deshalb müssen wir die Preise anpassen. Wir brauchen dringend neues Rollmaterial.

Sie könnten einfach ein paar Wagen mehr anhängen.
Das ist technisch unmöglich. Oder wollen Sie statt auf dem Perron auf dem Schotter aussteigen? Wir brauchen doppelstöckige Wagen. Und noch mehr Züge aufs Netz schicken, ist unmöglich. Wir haben das am Stärksten ausgelastete Netz auf der ganzen Welt.

Ein paar Züge können Sie bestimmt noch reindrücken.
Nein. Als wir letzte Woche in Bern Wankdorf einen Unfall hatten und nur ein einziges Gleis blockiert war, hatte das Auswirkungen auf viele Linien. Weil das Netz so stark belastet ist.

Trotzdem: Den Preis des Halbtax plötzlich um zehn Prozent zu erhöhen, ist happig. Die SBB hätte moderater vorgehen können.
Ich glaube, die 15 Franken sind zu verschmerzen. Aber stellen Sie sich vor, wir hätten die letzten Jahre kontinuierlich den Preis um wenige Prozent angehoben. Dann wären wir heute um einiges teurer.

Aber warum wälzen Sie die Kosten auf die Pendler ab? Nehmen Sie doch das Geld vom Gewinn?
Das ist unmöglich. Wir sind zu hoch verschuldet, die Schuldzinsen müssen abgetragen werden. Wir haben praktisch kein Geld mehr in der Kasse.

Neben dem Halbtax sind auch die Preise fürs GA und die normalen Billette gestiegen. Die SBB nimmt und nimmt.
Das stimmt so nicht. Die Preise haben wir letztes Mal im Jahr 2007 angepasst. Vergleichen Sie unsere Erhöhungen mal mit dem Ausland. In Deutschland wurden die Preise innert drei Jahren um knapp sieben Prozent angehoben. In Frankreich siehts ähnlich aus.

Der Imageverlust stört sie nicht?
Ich glaube nicht, dass wir deswegen ein schlechtes Image haben. Im internationalen Vergleich stehen wir sehr gut da. Ja, vom Ausland werden wir sogar beneidet. Ich glaube, dass unsere Kunden Verständnis für die Erhöhung haben.

Folgt nächstes Jahr schon die nächste Erhöhung?
Nein, sicher nicht. Wir wussten ja auch 2007 nicht, dass wir Ende 2010 erhöhen müssen.

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SKS ist empört
«Die SBB erhöht die Preise, obwohl sie in den letzten zwei Jahren Gewinn verzeichnet hat. Das kann die SKS nicht gutheissen.» Sie erachtet eine Preiserhöhung nicht als dringlich und falls einen Erhöhung nötig ist, dann im Rahmen der Teuerung. Das sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz, gegenüber Blick.ch. «Störend sind vor allem die unterschiedlichen Erhöhungen. Vielfahrer müssen unverhältnismässig mehr bezahlen als Gelegenheitsfahrer.» Die Begründung der SBB, dass man die steigenden Material- und Instandhaltungs-Kosten auf den Kunden abwälzt, da Bund und Kantone nicht noch mehr Geld geben, sei nicht akzeptabel. «Die SBB muss sich andere Finanzierungsmöglichkeiten überlegen, wie etwa durch die Mineralöl-Steuer oder durch die Shops in den Bahnhöfen.»

Mario Gertschen
«Die SBB erhöht die Preise, obwohl sie in den letzten zwei Jahren Gewinn verzeichnet hat. Das kann die SKS nicht gutheissen.» Sie erachtet eine Preiserhöhung nicht als dringlich und falls einen Erhöhung nötig ist, dann im Rahmen der Teuerung. Das sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz, gegenüber Blick.ch. «Störend sind vor allem die unterschiedlichen Erhöhungen. Vielfahrer müssen unverhältnismässig mehr bezahlen als Gelegenheitsfahrer.» Die Begründung der SBB, dass man die steigenden Material- und Instandhaltungs-Kosten auf den Kunden abwälzt, da Bund und Kantone nicht noch mehr Geld geben, sei nicht akzeptabel. «Die SBB muss sich andere Finanzierungsmöglichkeiten überlegen, wie etwa durch die Mineralöl-Steuer oder durch die Shops in den Bahnhöfen.»

Mario Gertschen
Preisüberwacher kann Erhöhung noch verhindern
Der Preisüberwacher kann die Tariferhöhungen beim öffentlichen Verkehr noch verhindern. Aufgrund des Gesetzes könnte «Monsieur Prix» eingreifen, wenn die Preise missbräuchlich erhöht würden, teilte der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) mit. Ab heute habe der Preisüberwacher 30 Tage Zeit, um die Preiserhöhungen genau zu analysieren. Falls der Preisüberwacher problematische Preise feststelle, strebe er eine gütliche Einigung mit den Verkehrsunternehmen an. (SDA)
Der Preisüberwacher kann die Tariferhöhungen beim öffentlichen Verkehr noch verhindern. Aufgrund des Gesetzes könnte «Monsieur Prix» eingreifen, wenn die Preise missbräuchlich erhöht würden, teilte der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) mit. Ab heute habe der Preisüberwacher 30 Tage Zeit, um die Preiserhöhungen genau zu analysieren. Falls der Preisüberwacher problematische Preise feststelle, strebe er eine gütliche Einigung mit den Verkehrsunternehmen an. (SDA)
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