Der Kanton Wallis beteiligt sich nicht an den Kosten im Zusammenhang mit dem Überschwemmungsdrama von Chamoson VS mit zwei Toten im vergangenen Sommer. Der Grosse Rat hat am Mittwoch ein entsprechendes Postulat aus Reihen der SVP knapp abgelehnt.
Am 11. August letzten Jahres frass sich eine gewaltige Schlammlawine durch das Walliser Dorf Chamoson. Die Französin Marion und ihre Tochter Lisa (6) waren mit einem Genfer Ehepaar in den Ferien. Als die Fluten den Ort trafen, wollten sie noch flüchten. Mit einer Hand riss Marion die Autotür auf. Packte ihre Tochter, setzte sie auf die Rückbank. In diesem Moment traf die Schlammlawine das Fahrzeug mit voller Wucht.
Hilflos sah die Mutter zu, wie die braunen Massen den Wagen mitreissen. Lisa und der Mann (37) aus Genf wurden fortgeschwemmt. Es ist das letzte Mal, dass die Mutter ihre Tochter lebend sah.
«Suche wird punktuell weitergeführt»
Die Opfer wurden bislang weder gefunden, noch von den Behörden offiziell als tot erklärt. Zwei Monate nach dem Drama entdeckten Einsatzkräfte das Wrack des Autos, in dem die beiden gesessen hatten, bei Leytron VS in der Rhone.
Die Staatsanwaltschaft hat den Fall noch nicht abgeschlossen. «Die Suche wird punktuell weitergeführt, je nach der Menge des fliessenden Wassers», sagte der Gemeindepräsident von Chamoson, Claude Crittin, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Trauernde Angehörigen nicht mit Kosten belasten
Diese besondere Situation veranlasste Grégory Logean (SVP) und seinen Parteikollegen Flavien Sauthier, ein Postulat vor dem Grossen Rat einzureichen. Die Abgeordneten wollten damit verhindern, dass die Familien Rechnungen im Zusammenhang mit dieser Tragödie erhalten, weil die Unfallversicherung nicht den gesamten Betrag abdeckt.
«Im Falle von Naturkatastrophen sollten die trauernden Angehörigen nicht zusätzlich mit den Kosten für die Suche nach den Opfern belastet werden. Es wäre auch nicht fair, den Betrag der betroffenen Gemeinde zu überlassen», sagte Logean vor dem Grossen Rat.
Das Begehren der SVP zielte auch darauf ab, die kantonale Gesetzgebung zu ändern und die Schaffung eines Fonds zur Finanzierung solcher Suchaktionen im Falle einer Naturkatastrophe zu prüfen.
Kein Ergänzung zur Versicherung
Sandra Cretton (CVP) vertrat die Ansicht, dass die öffentliche Hand nicht dazu da sei, in solchen Fällen die Versicherung zu ergänzen. Die Grünen kämpften gegen das Postulat, weil es ihrer Meinung nach nicht in der Kompetenz des Grossen Rats liege, Entscheide zum Drama von Chamoson zu fällen. Das Kantonsparlament entschied sich schliesslich für die Ablehnung des Postulats (61 Nein, 54 Ja und 5 Enthaltungen).
Welche Kosten den Angehörigen schliesslich verrechnet werden, ist noch unklar. Nach dem Unwetter wurden Spendenaktionen für die Familien der beiden Vermissten gestartet. Wie viel Geld zusammenkam, ist nicht bekannt.
Ob die Gemeinde Chamoson einen Teil der Kosten übernimmt, ist ebenfalls offen. Der Gemeinderat wird sich in Kürze mit diesem Thema befassen. «Der Entscheid wird in Zusammenhang mit dem Abschluss der Gesamtkosten für die Sanierung der Wildbäche und den laufenden Sicherheitsmassnahmen getroffen», sagte der Gemeindepräsident auf Anfrage. (SDA)