Murat Bozan (37), der sein Kind entführt hat, zeigt
«So gut geht es meiner Tochter in der Türkei»

Der Vater der kleinen Hazal (6) ist sich sicher, dass er das einzig Richtige für sein Töchterlein getan hat.
Publiziert: 23.02.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:57 Uhr
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Hauptsache pink: Hazal Bozan (6) sitzt im neuen Kinderzimmer inmitten ihrer Spielsachen.
Foto: BLICK
Von Patrik Berger und Adrian Schulthess

Murat Bozan (37) aus Trimbach SO steht voll zur Entführung seines Kindes. Im Oktober holte der Produktionsangestellte das Mädchen im Kinderheim Sunnehus in Frutigen BE ab und reiste mit ihm heimlich in die Türkei. Hazal lebt nun bei den Grosseltern, Bozans Mutter kümmert sich um die Kleine (BLICK berichtete). 

Diese Kindesentführung ist kein Einzelfall. 2012 verzeichnete das Bundesamt für Justiz einen Rekord: 36 Kinder wurden illegal in die Schweiz gebracht, in 42 Fällen verlangt die Schweiz die Rückführung von Kindern. Die Dunkelziffer ist hoch. Experten tippen auf 80 Fälle jährlich.

BLICK-Leser zeigen Verständ­nis für Murat Bozan und seine verzweifelte Tat. So schreibt etwa Steven Christen aus Basel: «Für mich als Familienvater ist das absolut nachvollziehbar. Der Vater will sich um sein Kind kümmern. Und trotzdem wird es ins Heim gesteckt? Das geht doch nicht!»

Murat Bozan rechtfertigt die Entführung seiner Tochter: «Ich hatte keine andere Wahl.» Stolz zeigt er Fotos der Sechsjährigen. «Hazal geht es jetzt gut!»

Bozan ist nach türkischem Recht seit zwei Jahren geschieden. Die Mutter leidet an psychischen Problemen. «Sie konnte sich deshalb nicht um Hazal kümmern. Und die Gemeinde Eriswil steckte meine Tochter einfach ins Heim.»

Die Staatsanwaltschaft hat nach der Entführung Bozans Pass eingezogen. «Ich musste zurück – mein Job ist hier. Ohne Pass kann ich jetzt nicht mehr in die Türkei reisen. Ich vermisse Hazal so sehr.»

Entführung als Machtspiel

Täglich telefoniert Bozan mit seiner Tochter. «Sie geht in die Schule, hat viele neue Freunde gefunden. Sogar schreiben und lesen kann sie schon!» Manchmal frage er Hazal, ob sie nicht lieber in der Schweiz wäre. «Jedes Mal sagt sie: ‹Nein, ich bin lieber hier, bei Oma und Opa.»

Beim Bundesamt für Justiz stapeln sich die Akten von Kindesentführungen. «Die Zunahme könnte mit der grösseren Mobilität der Leute zusammenhängen. Und mit dem hohen Anteil an binationalen Ehen», sagt Ingrid Ryser (31) vom Bundesamt für Justiz. «70 Prozent der Täter sind Mütter.»

Kein Verständnis für Kindes­ent­führungen hat Rolf ­Widmer (63), Direktor der Schwei­zerischen Stiftung des internationalen Sozialdienstes. «Die Entführung ist ein Machtspiel von Erwachsenen. Sie traumatisieren ihr Kind – um ihre Interessen durchzusetzen. Das Kind kommt so in einen Loyalitätskonflikt zwischen Vater und Mutter», meint Widmer.

«Für meine Tochter war das anders», sagt Murat Bozan. «Hazal lebte zwei Jahre im Heim. Sie hatte weder Vater noch Mutter. Jedes Mal, wenn sie nach den Ferien dorthin zurückmusste, weinte sie. Heute muss sie nicht mehr weinen.»

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