Mordanschlag: Gärtner Roger S. (34) zündete in Kaltbrunn das Haus an
Der irrste Mieter der Schweiz

Weil er ausziehen musste, zündete Gärtner Roger S. (34) nachts in Kaltbrunn SG das Haus an. Bewohner mussten aus Fenstern springen. Legte Roger S. auch in Rapperswil Feuer?
Publiziert: 03.01.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:35 Uhr
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Gärtner Roger S. (35) steht vor Gericht.
Foto: ZVG
Von Lea Gnos, Beat Michel und Michael Spillmann

Die Nachbarn sahen es kommen. Sie bekamen den Hass von Roger S.* (34) zu spüren. «Ich fackle eure Hütte irgendwann ab», drohte er ihnen. Im letzten September, musste der Gärtner dann raus aus dem Mehrfamilienhaus in Kaltbrunn SG. Zusammen mit der Freundin (21) und der gemeinsamen Tochter (3). Die Verwaltung hatte genug vom ständigen Streit, vom Lärm, von den Polizeieinsätzen.

Roger S. kehrte zurück! In der Nacht auf 27. Dezember macht er seine Drohung wahr – und zündet das Haus an. Ein hinterhältiger Anschlag, mitten in der Nacht, ein Mordanschlag!

Um 3.17 Uhr schlagen die Hausbewohner Alarm. Alle müssen aus dem Flammeninferno flüchten, drei werden verletzt (BLICK berichtete).

Evelyn Galbier (25) rettet sich mit einem Sprung aus dem Fenster. Kommt mit schweren Verbrennungen auf die Intensivstation. «Fast ein Drittel meiner Haut ist verbrannt.» Aber sie ist ausser Lebensgefahr.

Er würgte seine Freundin

Vor zwei Jahren zog Roger S. mit Freundin und Kind nach Kaltbrunn. Im Job als Gärtner gibt er sich Mühe. Er ist auf Topfpflanzen spezialisiert, betreut Kunden mit Dachterrassen. Aber in der Beziehung gibts immer wieder Streit. Alle im Haus bekommen es mit. «Ich habe einmal die Polizei gerufen», sagt eine Nachbarin. Später gesteht ihr die Freundin von S., er habe sie gewürgt.

Roger S. spielt sich im Haus auf: «Er sagte mir, dass er vier Jahre wegen versuchten Totschlags gesessen habe», sagt ein Nachbar. Einem ehemaligen Arbeitskollegen erzählt Roger S. von einer schweren Jugend. Er sei an die falschen Leute geraten, habe Drogen konsumiert. «Er sagte mir, er sei in eine Schlägerei gekommen, musste dafür eine Strafe absitzen.»

Jetzt sitzt Roger S. wieder hinter Gittern – in Untersuchungshaft. Er ist geständig. 

In der Brandnacht sahen die Bewohner einen Benzinkanister beim Haus stehen, das Feuer habe der Ex-Mieter im Treppenhaus gelegt. Nachbarn sind überzeugt: Er versuchte ihnen den Fluchtweg abzuschneiden.

Wollte sich Roger S. für den Rausschmiss rächen? Die Staatsanwaltschaft St. Gallen will sich noch nicht zum Motiv äussern. Nur: «Wir haben im Brandschutt Benzinspuren gefunden», sagt Sprecherin Natalie Häusler.

Legte er das Feuer in Rapperswil-Jona?

Nachbarn äussern gegenüber BLICK einen weiteren Verdacht: Legte Roger S. in derselben Nacht noch ein Feuer? Denn um 2.46 Uhr, eine halbe Stunde früher, ging ein Alarm aus Rapperswil-Jona SG ein: Eine Sägerei stehe in Flammen. Roger S. wohnte mit seiner Freundin an der gleichen Strasse, bevor er von dort nach Kaltbrunn zügelte. «Es ist wahnsinnig, was passiert ist. Das Feuer hat fast alles zerstört», sagt Sägerei-Besitzer Michael Rüegg (33). «Brandstiftung ist nicht ausgeschlossen.» Hat der Brandstifter von Kaltbrunn auch hier gewütet? «Dazu kann ich keine Angaben machen», sagt Häusler von der Staats­anwaltschaft.

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