Graue Haare, grauer Tschopen und Brille: Auf den ersten Blick wirkt Mohamed A.* (51) unscheinbar – und liebenswürdig. Doch der Psychiater ist ein Psycho. Weil er seinen elf Monate alten Sohn Ibrahim nach Ägypten entführt haben soll, stand er gestern vor dem Kantonsgericht Schwyz.
Schon im Februar 2014 sass A. für diese Tat auf der Anklagebank des Schwyzer Strafgerichts – und wurde vom Vorwurf der Entführung freigesprochen. Aber er kassierte eine bedingte Geldstrafe, weil er seine Frau Aisha S.* (42) in der gemeinsamen Wohnung eingesperrt hatte.
Zwei Jahre musste Aisha S. auf den Berufungsprozess warten. Weil Mohamed A. in der Zwischenzeit in Deutschland im Gefängnis sass. Wegen sexuellem Missbrauchs einer Schutzbefohlenen. Im Juli 2014 machte der Psychiater als «Dr. Sex» Schlagzeilen und wurde vom Landgericht Halle (D) zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Behandlungsmethode bei einer depressiven Frau: Sex. Zu diesem Vergehen will sich der Jordanier gegenüber der Schwyzer Richterin aber nicht äussern.
Das Kantonsgericht behandelt einen anderen Fall: Am 29. März 2012 flog A. mit Sohn Ibrahim zu seiner Familie nach Ägypten. Es dauerte fast ein Jahr, bis die Mutter, Aisha S., den Buben mit Hilfe eines Sicherheitsdienstes zurück in die Schweiz bringen konnte. «Das waren die schlimmsten Monate meines Lebens», sagt sie zu BLICK. Mutter und Sohn wohnen an einem geheimen Ort und stehen immer noch unter Polizeischutz.
Mohamed A. gibt den Verständnislosen: «Meine Frau wusste, dass wir fliegen werden, und sie war einverstanden», sagt er vor Gericht. Die Staatsanwältin sieht das anders: Sie fordert drei Jahre Knast für den Psychiater. Das Urteil folgt.
* Name der Redaktion bekannt