Yvonne F. musste von der Polizei abgeholt werden
Darum leben Messies in ihrem eigenen Dreck

Messie Yvonne F. aus Balsthal SO müllte ihre Wohnung zu, lebte jahrelang zwischen Katzenkot und Ratten. Sie ist kein Einzelfall. Laut Experten ist es schwierig, Messies zu helfen.
Publiziert: 04.09.2017 um 19:55 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2018 um 09:35 Uhr
1/5
Yvonne F. lebte jahrelang in einer Müllhalde.
Foto: ZVG
Clarissa Rohrbach

Sie lebte inmitten von Müll, Katzenkot und Ratten: Messie Yvonne F.* (56) hauste nach dem Tod ihrer Eltern in ihrer Wohnung in Balsthal SO jahrelang im Dreck (BLICK berichtete). Als die ehemalige Kioskfrau schliesslich wegen des bestialischen Gestanks vor der Türe schlafen musste, alarmierten die Nachbarn die Polizei. Fragt man Yvonne F. nach dem Grund ihrer verheerenden Lebensumstände, sagt sie: «Das ist Privatsache.»

Wie wird man aber zu einem Messie wie Yvonne F.? «Diese Menschen leiden unter einem Trauma», sagt Helene Karrer-Davaz. Sie hilft Messies beim Entrümpeln der Wohnung. Wie im Fall von Yvonne F. können ein Todesfall, aber auch eine Trennung oder ein Jobverlust die Ursachen für solch eine Störung sein.

Karrer-Davaz: «Sie brauchen ihre ganze Kraft, um ihren Alltag zu meistern, da bleibt keine übrig fürs Aufräumen.» Sie hat mit ihrem Team schon viele Wohnungen geräumt. Das Wichtigste dabei sei, zuerst die für die betroffene Person kostbaren Gegenstände – Fotoalben oder Erinnerungsstücke – zu sortieren, um den Messie nicht zu erschrecken.

Süchtig nach Sammeln

Der Regisseur Thomas Haemmerli entdeckte erst beim Tod seiner Mutter ihre vermüllte Wohnung. Er drehte darüber den Film «Sieben Mulden und eine Leiche». Zu BLICK sagt er: «Messies sind Meister im Vertuschen, sie lassen niemanden in die Wohnung.» Dabei habe seine Mutter eine gepflegte äusserliche Erscheinung gehabt.

Er glaubt nicht zwingend an ein Trauma als Ursache: «Messies können sich von nichts trennen, weil sie sich an jeden Gegenstand emotional binden.» Das gelte sowohl für brauchbare als auch für unbrauchbare Sachen. Ein Engländer habe sogar seinen Urin aufbewahrt, weil er dachte, es könnte nützlich sein. 

Für Haemmerli ist klar: Messies weigern sich, ihr Chaos aufzugeben. Deswegen bringe es auch nichts, ihnen helfen zu wollen. «Nur wer von selber Hilfe sucht, hat eine Chance.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?