Wegen Hexenschuss ins Spital - wenige Stunden später tot!
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Trauer um Ruedi Stohler (†64):Wegen Hexenschuss ins Spital - wenige Stunden später tot!

Ursula Frei (63) trauert um Freund Ruedi Stohler (†64) – Ärztin angeklagt
Wegen Hexenschuss ins Spital, wenige Stunden später tot

Ruedi Stohler (†64) aus Lommiswil SO ging mit Rückenschmerzen ins Spital. Diagnose: Hexenschuss. Wieder daheim, stirbt er nur Stunden später. Grund: Aortariss. Die behandelnde Ärztin (35) soll dafür verurteilt werden. Stohlers Freundin Ursula Frei (63) zeigt Nachsicht.
Publiziert: 12.03.2021 um 00:43 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2021 um 07:16 Uhr
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Ursula Frei zeigt BLICK daheim in Lommiswil ein Bild, auf dem sie mit ihrem verstorbenen Freund Ruedi Stohler zu sehen ist.
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi

Ursula Frei (63) sitzt am Stubentisch ihres Einfamilienhauses hoch über Lommiswil SO und blickt auf die Alpen. «Wir waren seit vier Jahren zusammen und hatten eine sehr schöne Beziehung», erinnert sie sich an ihren Freund Ruedi Stohler (†64). «Umso härter war es, als er ganz unerwartet starb.»

Es passierte am 14. Februar 2015. «Ich war an einer Weiterbildung im Ausland, als mich Ruedi anrief», so Frei. «Er sagte mir, dass er sein Akkordeon hochgehoben und es ihm ganz stark in den Rücken geschossen habe.» Ruedi, ein Informatiker und Tanzmusiker, sei nie schnell zum Arzt gegangen. Aber diesmal schmerzt es so stark, dass er sofort ins Bürgerspital nach Solothurn fährt.

Fatale Diagnose Hexenschuss

«Wegen des akuten Schmerzes in der Lendenwirbelsäule ging man dort von einer Art Hexenschuss aus», weiss Ursula Frei. Deshalb wurde er auch nach einer Behandlung von einer Ärztin wieder heimgeschickt.

Doch schon am nächsten Tag kann sie ihren Freund nicht mehr erreichen: «Ich habe mir noch nicht so Sorgen gemacht, weil er sagte, er wolle noch ein Reisli ins Tessin machen.»

Am nächsten Tag ist er immer noch nicht erreichbar. «Da habe ich meine Nachbarn angerufen und sie gebeten, mal nachzuschauen.» Frei erfährt, dass das Haus abgeschlossen ist – aber im Badezimmer das Licht brennt und das Auto noch da ist. «Da dachte ich, vielleicht ist er mit dem Zug ins Tessin.»

Schliesslich findet man Ruedi tot im Bad

Doch Ursula Frei wird immer mulmiger: «Ich habe dann vom Ausland her mit der Familie beschlossen, dass man die Türe aufbrechen und nachschauen muss.» Sie stockt: «Ruedi lag tot im Badezimmer.»

Für Frei ein Schock. «Ruedi war ja gesund», sagt die Ex-Partnerin, die selber Ärztin ist. Aufgrund des Autopsie-Berichts weiss sie genau, was passiert ist: «Ruedi hatte ein geplatztes Aortenaneurysma. Eine Schwäche der Aortawand, dem Hauptgefäss, das beim Herz herauskommt.» Eine solche Schwäche könne ohne Symptome schon länger bestehen. «Wenn es beginnt zu reissen, tut es weh wie ein Messerstich.» Wenn es nicht mehr reisse, könne es sich wieder beruhigen. Aber: «Wenn es dann platzt, kann man akut daran sterben.»

Keine Vorwürfe gegen die behandelnde Ärztin

Was hat die behandelnde Ärztin (35) falsch gemacht? «Sie hat die Diagnose Hexenschuss gemacht und nicht mit einem Oberarzt gesucht, ob mehr dahinter steckt.» Dennoch: Ursula Frei hegt keinen Groll auf die Berufskollegin, die sich Dienstag wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht in Solothurn verantworten muss. «Ich hoffe, dass sie freigesprochen wird. Sonst gehen wir in Richtung USA, wo Ärzten ständig Prozesse gemacht werden, weil sie etwas nicht gesehen haben.» So werde nur die Medizin schlechter – und teurer.

An den Prozess will sie nicht. «Ich hatte ein längeres Gespräch mit der Ärztin und dem Oberarzt», sagt sie. «Es sind gute Mediziner. Und es tut mir sehr leid, dass auch sie durch diesen Todesfall so leiden mussten.»

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