Ungar (27) und Portugiese (42) waren für Unfall-Kran in Gretzenbach SO verantwortlich
Staatsanwalt eröffnet Verfahren

Ein Zug wurde bei der Eppenberg-Baustelle im Kanton Solothurn von einem herunterhängenden Teil eines Krans getroffen. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft gegen einen Portugiesen (42) und gegen einen Ungarn (27) ein Verfahren eingeleitet.
Publiziert: 29.05.2018 um 18:10 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:50 Uhr
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Frontscheibe beschädigt: Die kaputte Lokomotive im Bahnhof Däniken SO.
Foto: Leserreporter
Georg Nopper

Ein Zug wurde am Montagnachmittag zwischen Aarau und Dulliken SO auf dem Gemeindegebiet von Gretzenbach SO von einem Gegenstand getroffen. Die Metallkette, die von einem Baukran herabhing, krachte in die Frontscheibe der Lokomotive. Verletzt wurde niemand.

Jetzt hat die Staatsanwaltschaft des Kantons Solothurn im Zusammenhang mit dem Unfall eine Strafuntersuchung gegen einen 42-jährigen Portugiesen und gegen einen 27-jährigen Ungarn eröffnet. Das sagt Sprecher Jan Lindenpütz auf Anfrage von BLICK. Die Vorwürfe: Störung des Eisenbahnverkehrs und eventuell Störung des öffentlichen Verkehrs. Die Beschuldigten waren direkt für den Kran verantwortlich, wie Lindenpütz erklärt.

Bei Schwenkbewegung in Gleisbereich geraten

«Nach derzeitigen Erkenntnissen geriet die Kette bei einer Schwenkbewegung des Krans bei der Eppenberg-Baustelle in den Gleisbereich», schreibt die Kantonspolizei Solothurn in einer Medienmitteilung. Der Lokführer habe umgehend eine Notbremsung eingeleitet. Trotzdem wurde die Frontscheibe der Lokomotive zertrümmert.

Der Zug konnte nach dem Aufprall der Kran-Kette in den Bahnhof Däniken SO einfahren. Dort wurden die etwa 200 Passagiere evakuiert. Der beschädigte Zug wurde nach Zürich abgeschleppt.

Erinnerungen an das Todes-Drama von 1994

Der Unfall bei der Eppenberg-Baustelle in Gretzenbach erinnert an das tödliche Drama, das am 21. März 1994 in unmittelbarer Nähe passierte: Damals schlitzte ein Baukran drei Waggons des Schnellzugs Brig-Romanshorn auf. Neun Menschen starben, 19 wurden verletzt.

Ursache für das tödliche Drama war eine Schwenkbewegung eines Krans. Sein tonnenschweres Gegengewicht bohrte sich genau auf Fensterhöhe in den Zug. Drei Passagierwagen wurden der Länge nach aufgeschlitzt.

«Viele Unfälle mit Baumaschinen»

Auch bereits am vergangenen Samstag wurde ein Zug von einem Kranausleger getroffen. Auch im Zusammenhang mit diesem Vorfall in Schinznach-Bad AG ermittelt die Staatsanwaltschaft. Dabei steht ebenfalls ein Portugiese unter Verdacht.

Hat die SBB eine Kran-Krise? Bezüglich der Sicherheitsvorschriften im Bahnverkehr verweist die SBB auf das Bundesamt für Verkehr (BAV). Dieses gibt die Leitplanken vor, an die sich Bahn und Betreiber von Baustellen halten müssen, die in Gleisnähe tätig sind. BAV-Sprecher Gregor Saladin betont: Es sei Sache der Bauherrschaft, respektive der Bau- oder Kranfirma, sich mit der Bahn über die notwendigen Schutzmassnahmen abzusprechen.

Egal, wer letztendlich dafür sorgt: Für die Organisation Pro Bahn ist es zentral, dass keine Menschen gefährdet werden. «Pro Bahn erwartet, dass die Sicherheit für Bahnkunden und Bahnpersonal jederzeit gewährleistet ist», sagt Präsidentin Karin Blättler.

Zum Glück ist bei den Kran-Unfällen der vergangenen Tage nichts als Sachschaden entstanden. Walter von Andrian, Chefredaktor der «Schweizer Eisenbahn-Revue»: «Ich würde bei zwei Unfällen mit Kranen noch nicht von einer Serie reden.» Unfälle mit Kranen habe es immer gegeben, sagt der Bahn-Experte. «Überhaupt gibt es in letzter Zeit viele Unfälle mit Baumaschinen. Das hängt aber vor allem damit zusammen, dass bei der Bahn und neben den Strecken wieder mehr gebaut wird.»

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