Unfall-Drama in Rupperswil AG
«Im Morgengrauen war alles zu Ende!»

Helen Minger (69) erzählt, wie sie nach 40 Jahren ihren Beat (59), den Tanzlehrer, verlor.
Publiziert: 15.09.2012 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:21 Uhr
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Helen Minger öffnet für BLICK ihr Fotoalbum. Wie es ohne ihren Beat weitergeht, weiss sie nicht.
Foto: Ralph Donghi
Von Ralph Donghi

Sie waren ein Herz und eine Seele. Seit bald 40 Jahren verheiratet. Und ihre beliebte Tanzschule in Aarau gibt es fast genau so lange.

Doch jetzt ist Helen Minger (69) alleine. Denn ihr Ehemann  Beat († 59) ist tot. Er stirbt am Mittwoch nach sieben Uhr auf der Aaretalstrasse bei Rupperswil AG. Der Tanzlehrer kommt in seinem weissen Nissan-Büssli auf die Gegenfahrbahn, kracht frontal in einen Migros-Lastwagen (BLICK berichtete).

«Es ist mir ein Rätsel, wo er hinwollte und warum das passierte», sagt Helen Minger. «Beat wollte bald eine Beiz in Erlinsbach eröffnen. Er hat als gelernter Koch schon überall auf der Welt gearbeitet. Und jetzt stirbt er auf einer Landstrasse.»

Kauffrau Helen Minger erinnert sich noch gut, als sie mit 28 Jahren im Aarauer Restaurant «Rendez-vous» ihren zukünftigen Mann kennenlernte. «Beat war erst 18. Als plötzlich unsere Kollegen gingen, sassen nur noch wir dort und haben uns unterhalten.» So richtig gefunkt habe es aber erst später.

Beat Minger zieht nach Aarau zu seiner Helen. Halbtags kocht er im «Aarauerhof». Die Heirat vor fast 40 Jahren besiegelt die Liebe.

Im Aargau kennt man das tanzende Ehepaar gut. Viele Eltern geben ihre Kinder in ihre Tanzschule Mignon-Dance-Paradise.

«Wir gründeten das Studio gemeinsam», sagt Helen Minger. «Von vier bis 90 Jahren – alle sollten bei uns tanzen können.» Und die beiden haben Erfolg. «Heute lernen rund 200 Kinder bei uns das Tanzen», sagt Helen Minger. Sie ertappt sich, als sie «uns» sagt. «Ach, mein Beat ist ja nicht mehr hier. Ich habe es noch nicht realisiert. Ich ging am Mittwoch nach der Todesnachricht sogar ganz normal die Kids unterrichten. Viele von ihnen mussten weinen, als sie von Beats Tod erfuhren.»

Helen Minger blättert im ­Fotoalbum. «Beat trug eben immer dieses schwarze Kopftuch, weil er so wenig Haare hatte», sagt  sie. Ob Helen Minger den Unterricht in Zukunft alleine ­geben wird, weiss sie noch nicht: «Ich muss positiv in die Zukunft schauen.» Eines weiss sie aber

sicher: «Ich werde Beats goldenen Ehering behalten. Und seine Asche verstreue ich im Wald. Dort, wo wir immer so wunderschöne Spaziergänge miteinander erlebt haben.»

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Helen und Beat Mingers Lebensinhalt ist das Tanzen und ihre vielen Katzen.
Foto: ZVG
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