Josef P. hatte über 40 Jahre Flugerfahrung. Vor...

Tödlicher Unfall von Muhen AG
Darum stürzte Josef P. (†70) mit seinem Flugzeug ab

Der Grund für die Notlandung eines Privatflugzeugs im Jahr 2015 im Kanton Aargau, in deren Folge der Pilot Josef P.* († 70) verstarb und eine Person schwer verletzt wurde, war eine Motorenpanne.
Publiziert: 18.02.2020 um 12:56 Uhr
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Aktualisiert: 21.02.2020 um 15:23 Uhr
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Josef P. starb bei einem Unfall in Muhen AG.
Foto: zVg

Carrossier Josef P.* (†70) stürzte im September 2015 mit seinem selbst gebauten Sport-Flugzeug ab. Die Maschine donnerte bei Muhen AG direkt neben der Autobahn A1 zu Boden. Der 70-Jährige überlebte den Absturz, starb aber später im Spital.

Zwei Augenzeugen beobachteten um 12 Uhr das in Not geratene Flugzeug. Die eine Person sah, wie aus dem Flugzeug weisser Rauch austrat. Eine zweite Person hörte stotternde Motorengeräusche, sah schwarzen Rauch und das rasche Absinken des Flugzeugs nach einer Linkskurve. Kurz darauf stellte der Motor ab und das Flugzeug setzte zur Landung an.

Gebrochene Teile im Motor

Die Schweizerischen Unfalluntersuchungsstelle (Sust) hat den Unfall untersucht. Mit dem Ergebnis: Eine Motorenpanne war der Grund für die Notlandung der in Eigenbau konstruierten Maschine, wie dem am Dienstag publizierten Bericht zu entnehmen ist. Die Panne ist auf gebrochene Teile mit Mikrorissen im Motor zurückzuführen. Die Mikrorisse konnten gemäss Sust bei einer Sonderkontrolle nicht entdeckt werden, da die entsprechenden Teile nicht demontiert worden seien.

Die Sust hält fest, dass der 70-jährige Pilot aus der Region auf die Motorenpanne angemessen reagiert hatte. Sie vermutet, dass der Pilot, der in Grenchen SO gestartet war, zum Flugplatz Triengen fliegen wollte, nachdem das Flugzeug an Höhe und Geschwindigkeit verlor.

Unterwegs habe aber wahrscheinlich der Motor zu stottern begonnen und das Flugzeug weiter an Geschwindigkeit und Höhe verloren. Der Pilot werde zu diesem Zeitpunkt wohl beschlossen haben, eine Notlandung durchzuführen und ein nahe gelegenes Feld zu suchen. Gemäss Bericht befand er sich nur noch auf geringer Höhe und hatte keine grosse Wahl mehr.

Pilot hatte keine Möglichkeit

Auf einer Wiese, die südlich eines Kieswerks zwischen der Autobahn A1 und der Suhrentalstrasse liegt, ging der Pilot mit dem Flugzeug nieder. Nachdem das Flugzeug aufsetzte, rollte es gemäss Bericht noch mit recht hoher Geschwindigkeit rund 55 Meter weiter auf einen Asphaltweg zu.

Weil das Terrain beim Übergang von der Wiese auf den Weg leicht ansteigt, entsteht ein Schanzeneffekt. Das Flugzeug sprang daher hoch und setzte nach rund 50 Meter wieder auf. Anschliessend prallte es zunächst heftig in eine Leitplanke der Suhrentalstrasse und anschliessend in ein Auto, das auf der Strasse fuhr.

Der Pilot habe keine Möglichkeit gehabt, vor der Leitplanke zum Stillstand zu kommen. Die etwas zu lange Landung und der Höhenunterschied zwischen Feld und Asphaltweg verhinderten diese Möglichkeit.

Das Auto überschlug sich nach der heftigen Kollision und kam am rechten Fahrbahnrand in Rückenlage zum Stillstand. Augenzeugen halfen der Fahrerin, sich aus dem Auto zu befreien. Sie war erheblich verletzt und befand sich alleine im Auto. Eine Ambulanz fuhr die 30-jährige Autolenkerin ins Kantonsspital Aarau.

Feuer brach im Flug aus

Im Flugzeug breitete sich nach der Kollision ein Feuer aus. Der Pilot versuchte, sich aus dem Cockpit zu befreien. Ihm kamen Augenzeugen zu Hilfe, sie zogen ihn schwer verletzt aus dem Cockpit. Die Feuerwehr konnte den Brand rasch löschen; die Rega brachte den Pilot ins Universitätsspital Zürich.

Nach dem Unfall sagte der Pilot den Ersthelfern und später im Spital den Angehörigen, dass er Probleme mit dem Triebwerk hatte und dass im Motor Feuer ausgebrochen war. Die Sust vermutet, dass das Feuer bereits im Flug wegen heissem Öl, das auf die Abgasleitung spritzte, ausgebrochen war.

Durch die Beschädigungen beim Zusammenprall mit dem Auto gelangte Treibstoff auf den Verbundwerkstoff, was zu einer raschen Ausbreitung des Feuers in jenen Bereich führte, wo sich die Beine des Piloten befanden. Am Abend erlag der Pilot seinen Verletzungen. (SDA)

* Name der Redaktion bekannt

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