Die Reise scheint simpel: Stefan Gülce (31) will mit den ÖV von Trimbach SO nach Solothurn fahren. Die SBB-App und der Onlinefahrplan der Bundesbahnen schlägt ihm vor, zuerst den 571er-Bus zu nehmen. Der fährt jeweils um viertel vor oder viertel nach und hält – laut Fahrplan – bei der Haltestelle «Schilla». «Perfekt», denkt sich Gülce, mit dieser Verbindung erwischt er ohne grosse Wartezeit noch den Anschlusszug am Oltner Bahnhof in Richtung Solothurn.
Nur: Der 571er-Bus hält gar nicht bei der Haltestelle «Schilla» in Trimbach, auch nicht bei der Haltestelle «Spital» und «Jurastrasse», obwohl das laut SBB so sein müsste. Der Onlinefahrplan und die App sind nämlich verpfuscht. «Ich stand pünktlich an der Haltestelle und musste zusehen, wie der Bus einfach vorbeifährt», sagt Gülce zu BLICK.
«Täglich fallen Passagiere darauf rein»
Sofort informiert er via Mail die SBB und macht sie auf den Fehler aufmerksam. Das war am 5. September. Sieben Tage später hat sich noch nichts getan. «Immer noch fallen täglich Passagiere darauf rein und warten an der Haltestelle vergeblich auf einen Bus, der nicht kommt», sagt Gülce.
Das habe zur Folge, dass man in Olten Anschlusszüge verpasst – er beispielsweise seinen Zug nach Solothurn. Er habe durch die fehlerhafte App einen wichtigen Termin verpasst. «Fehler passieren, das kann ich verstehen – aber dass sie dann nicht umgehend korrigiert werden, wenn sie bekannt sind, kann ich nicht nachvollziehen», sagt Gülce.
Und tatsächlich: Bei den SBB kennt man das Problem, wie Roland Michel gegenüber BLICK sagt. «Wir sind dafür aber nicht zuständig – der Ball liegt beim Busbetrieb Olten Gösgen Gäu (BOGG).» Diese würden jeweils die Fahrplandaten den SBB zusenden.
Alles nicht so schlimm?
Auch bei der BOGG ist der Fehler der Buslinie 571 bekannt. Sie hätten aber aktuell ein Problem mit der Lieferung der Daten an die SBB. «Das ist ziemlich komplex, und es kann noch bis Dezember dauern, bis wir das gelöst haben», sagt Peter Schib von der Abteilung Kundendienst zu BLICK.
Für Pendler frustrierend: Die SBB könnte das Problem auch ohne Datenlieferung der BOGG lösen – schliesslich haben die Techniker auch manuellen Zugriff auf den Onlinefahrplan, wie Roland Michel von den SBB einräumt. Nur wäre das aber nicht der korrekte Weg.
Verantwortlich dafür, dass die Daten korrekt sind, sei schliesslich der Busbetrieb in Olten, sagt Michel. «Erst wenn wir die neuen Daten erhalten, werden wir sie ins System einpflegen», sagt der Sprecher. Solange das nicht geschehen sei, bleibe der SBB-Fahrplan fehlerhaft.
BOGG-Passagier Stefan Gülce kann darüber nur den Kopf schütteln: «So was ist doch weltfremd – Leidtragende dieses Bürokratiewahnsinns sind wir Kunden, die sich nicht mehr auf den Fahrplan verlassen können!»