Draussen ist es stockfinster. Doch die Doppelhaushälfte von Benjamin Scheidegger (42) kann man nicht verfehlen, die weisse Fassade wird durch eine LED-Strassenlaterne hell erleuchtet. «So beleuchtet man eine Kirche, aber kein Haus», meint er kopfschüttelnd.
Er zeigt auf seine Terrasse, die ebenfalls im Schein der Lampe erstrahlt: «Wenn wir jetzt abends in den Whirlpool sitzen, sind wir hell beleuchtet. Sehr romantisch.» Er geht die Treppe hoch und öffnet die Tür zum Balkon. Er setzt sich auf den Stuhl und kneift die Augen zusammen, denn von da aus strahlt ihm die neue Lampe direkt ins Gesicht. «Gemütlich ist das so nicht mehr», sagt der Hausherr.
«Im Schlafzimmer ist es taghell!»
Das Problem besteht erst seit letztem Sommer. Damals wurde der Asphalt auf dem Strassenabschnitt saniert und im gleichen Zug auch der stromsparende LED-Kandelaber installiert. Dagegen hat der Software-Applikationstechniker grundsätzlich nichts einzuwenden, auch gegen die ausreichende Beleuchtung der Kreuzung zugunsten der Verkehrssicherheit nicht. «Aber die neue Laterne strahlt so sehr, dass es in unserem Schlafzimmer taghell ist!»
Da die Freundin des Solothurners im Schichtbetrieb arbeitet, nütze es auch nichts, dass die Leuchte werktags um 1 Uhr ausgeschaltet werde. «Manchmal muss sie sehr früh ins Bett und dann brennt die Laterne durchgehend. Und durch die Storen scheint das Licht halt hindurch», führt er aus. «Natürlich könnten wir irgendwelche Nachtvorhänge anbringen oder sonst eine Lösung suchen. Aber eigentlich bin ich der Meinung, dass der Verursacher des Problems dieses auch lösen muss.»
«Es geht ums Prinzip!»
Verursacher ist in diesem Fall die Gemeinde, welche die Strassensanierung und die Erneuerung der Beleuchtung in Auftrag gegeben hat. Doch diese will laut Scheidegger nichts von der Problematik wissen, auch gegenüber Blick nimmt die Behörde auf Anfrage nicht Stellung. Zwar habe sie nach Scheideggers hartnäckigem Intervenieren diverse Lösungsansätze wie beispielsweise das Versetzen des Kandelabers abgeklärt, aber das Ergebnis dieser Abklärungen sei ernüchternd gewesen – und hat den Eigentümer putzhässig gemacht.
«Man hat mir schliesslich gesagt, dass man etwa eine Blende von der BKW an die Leuchte montieren könnte. Die würde jedoch 170 Franken kosten und das müsste ich selbst bezahlen. Ausserdem müsste ich auch die Montage selbst organisieren», meint er entnervt. Dass er als Geschädigter selber zahlen soll, sieht er nicht ein.
Zwar seien 170 Franken nicht die Welt, aber: «Es geht ums Prinzip!» Scheidegger will daher weiter für Gerechtigkeit kämpfen – und auf keinen Fall den Batzen aus dem eigenen Sack zahlen.