Solothurn setzt weiter auf fehlerhaften Husch-Husch-Drogen-Test
«Kann ich jetzt nie wieder Red Bull trinken?»

Der fehleranfällige Drogenschnelltest der Kapo Solothurn sorgte für scharfe Kritik. Trotzdem soll er auch in Zukunft weiter eingesetzt werden – die Betroffenen, Adnan Mursula (34) und Berufsfahrerin Ramona Tschannen (27), fühlen sich verraten.
Publiziert: 06.12.2017 um 18:56 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:50 Uhr
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Adnan Mursula war wegen des fehleranfälligen Schnelltests schon einmal seinen Führerschein los, jetzt hat er immer noch Bedenken, wenn er ins Auto steigt.
Foto: Blick
Helena Schmid

Der Familienvater Adnan Mursula (34) kann es kaum glauben. Der umstrittene Drogenschnelltest der Kantonspolizei Solothurn soll weiterhin eingesetzt werden. In der Vergangenheit hatte ihm der Test Amphetamine nachgewiesen – dabei hatte er nur einige Dosen Red Bull intus.

Seinen Führerschein war Mursula trotzdem vorerst los. «Ich habe mich gewehrt, und jetzt soll nichts passieren – das ist eine Schweinerei», sagt er zu BLICK.

Regierung meint: Nicht so dramatisch

Auch Ramona Tschannen ist enttäuscht. Die Berufsfahrerin hatte wegen Kaffee und Käse fast ihren Job verloren. «Es ist eine Frechheit, wie man uns Bürgerinnen nicht ernst nimmt – jetzt will sich die Regierung nur rausreden», so die 27-Jährige. 

Nachdem BLICK die Fälle von Tschannen und Mursula publik gemacht hatte, räumte die Kantonspolizei ein, dass der Test gewisse konsumierte Lebensmittel fälschlicherweise als Amphetamine anzeige. 

Der Regierungsrat hat entschieden: Der Drogenschnelltest wird weiterhin eingesetzt.
Foto: Keystone

Jetzt relativiert die Kantonsregierung das Problem (BLICK berichtete): Die Fehlerquote soll laut Auswertungen der Polizei in den letzten zehn Monaten nur bei 8,7 Prozent gelegen haben. Davor sei es noch weniger gewesen. Zudem sei das Testergebnis bloss ein weiteres Indiz, das mit der subjektiven Wahrnehmung des Polizisten in die Gesamtbeurteilung einfliesst.

«Dann gehe ich vor Gericht»

Adnan Mursula wurde am späten Nachmittag von der Polizei angehalten – seine Frau und Tochter sassen mit im Auto. Er versteht noch immer nicht, dass die Polizei ihn verdächtigt hat. «Als würde ich mich unter Drogeneinfluss mit meinem Kind auf die Strasse wagen», sagt er. 

Für Familienvater Mursula ist klar: So darf es nicht weitergehen. «Kann ich jetzt nie wieder Red Bull trinken, aus Angst, dass ich sonst als Krimineller abgestempelt werde?» Sollte er in Zukunft noch einmal mit einem falschen Drogentest in Berührung kommen, weiss er: «Dann gehe ich auf die Barrikaden – und vor Gericht!» 

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