Am Samstag überfiel eine Horde von rund 100 Mitgliedern der Rocker-Gang «Hells Angels» das Clublokal des «Outlaws MCs» in Ehrendingen. Dutzende Fahrzeuge wurden zerstört, Schüsse fielen, drei Rocker wurden verhaftet. Das sagt die Polizei.
Valentin Landmann, der Anwalt der Hells, erklärt die Ausschreitungen auf dem Land ganz anders: Seine Mandanten seien zwar in Ehrendingen zugegen gewesen, seien aber «friedlich» geblieben. Eine deutsche Biker-Truppe habe provoziert, es seien Schüsse gefallen. Der Sachschaden sei als Reaktion auf den Angriff der Veranstalter zu verstehen.
«Kein Mensch will diesen Dreck hier!»
Wirklich? In den Gästebüchern der Biker-Clubs auf dem Internet lassen sich die Hells Angels trotzdem für die Aktion feiern, wie die Aargauer Zeitung schreibt: «Es freut mich, dass ihr das Pack in Ehrendingen vertreibt! Nur weiter so! Vielen Dank!», schreibt auf «hellsangels.ch» zum Beispiel Marc aus Baden. Aus der ganzen Welt kommen Gratulationen für die Revierverteidigung im Aargau.
«Es braucht in diesem Land keine Outlaws! Gratulation, gute Aktion der Biker in der Schweiz», schreibt «Free Biker Supporter 81». Oder Urs aus Zürich: «Was soll denn das? Deutsche Outlaws gründen in der Schweiz ein Chapter, und wollen den Bikerkrieg hierher importieren. Kein Mensch will diesen Dreck hier! Verschwindet wieder in das Loch aus dem ihr gekommen seid!»
«Outlaws»-Gründung im Internet angekündigt
Doch auch in den Foren der Outlaws wird der Ehrendinger Rocker-Krieg gelobt: «Grossen Respekt an unsere Schweizer! Die Aktion jetzt am Wochenende zeigt Stärke und Entschlossenheit, gut gemacht!», schreibt Outlaw Benny aus Horb (Deutschland). «Die Starken werden immer überleben. Willkommen unsere Brüder in der Schweiz», gratuliert Rikk aus Lippstadt (D).
Dass die Outlaws das erste Schweizer Chapter – so nennen die Rocker ihre Regionalableger – in Baden gründen wollten, stand schon lange auf der Website des «Outlaws MC Germany». Der Club ist im Nachbarland schon länger in einen blutigen Krieg mit den Hells Angels verwickelt.
Rocker schickten Zeugen weg
Immer wieder gibt es Schiessereien mit Verletzten in der deutschen Provinz. Beim Prozess gegen die mutmasslichen Mörder eines Regionalchefs der Outlaws im Dezember in Kaiserslautern musste die Polizei rund 1000 Biker der beiden Clubs in Schach halten.
War die Prügelei vom vergangenen Samstag nun die Provokation eines aufstrebenden Rockerclubs oder eine brutale Revier-Verteidigung der Platzhirsche?
Die Polizei wird Schwierigkeiten haben, die Geschichte aufzuklären: Als ihre Spezialeinheiten aufmarschierten, waren die Hells Angels schon wieder verschwunden. Drei festgenommene Rocker sagen, sie seien zufällig in der Gegend am Motorradfahren gewesen. Unabhängige Zeugen sollen die Hells in aller Ruhe weggeschickt haben, bevor sie losprügelten. (bih)