Rico Sperber (57) aus Ueken AG sucht verzweifelt nach Arbeit. Weil der gebürtige Deutsche auf seine bisherigen Bewerbungen nur Absagen erhalten hat, überlegt er sich einen kreativeren Weg für die Jobsuche und stellt dafür am Montag und Dienstag sein Auto an die Hauptstrasse in Laufenburg AG.
Vor dem geöffneten Kofferraum steht ein Schild mit der Aufschrift «Suche Arbeit». Im Innern des Autos liegen ausgedruckte Exemplare von seinem Lebenslauf. Der gelernte Maurer hat bereits verschiedene berufliche Erfahrungen gemacht. Unter anderem hat er auch schon als Chauffeur und als Staplerfahrer gearbeitet.
«Mir wurden immer Festanstellungen versprochen»
«Ich bringe viel Arbeitserfahrung mit, bin sehr flexibel und überall einsatzbar. Trotzdem will mich niemand mehr», sagt er zu BLICK. Hauptgrund für die vielen Absagen sei sein Alter. Oft höre er auch, dass er für einen Job «überqualifiziert» sei. Das macht ihn traurig: «Uns Alten muss man doch auch eine Chance geben – nicht nur den Jungen.»
Bisher habe er fast nur Temporärstellen erhalten. Ausser einmal: «Als ich 2006 in die Schweiz kam, hatte ich im Fricktal eine Festanstellung als Betriebsmitarbeiter bei einer Champignonzucht. Doch als die Firma eine neue Maschine kaufte, wurden einige Arbeitsstellen gestrichen – unter anderem meine.»
Danach findet er nur noch Temporärstellen. «Die Firmen versprachen mir immer, dass daraus irgendwann eine Festanstellung werde. An einem Ort arbeitete ich drei Jahre lang temporär, dann wurden plötzlich Stellen abgebaut. Aus der Festanstellung wurde nichts und sogar meine Temporärstelle wurde gestrichen.» Zurück nach Deutschland will Sperber nicht, denn er habe sich hier in der Schweiz ein neues Leben aufgebaut.
Über 20 Jobangebote innert wenigen Tagen
Um endlich eine Festanstellung zu finden, stellt Sperber sein Auto anfangs Woche an die Strasse. An zwei Tagen habe er für vier bis fünf Stunden dort parkiert – mit Erfolg. Insgesamt seien ungefähr zehn Lebensläufe mitgenommen worden. Doch es kommt noch besser: «Irgendjemand hat mein Auto mit dem Schild fotografiert und herumgeschickt. Dieses Bild landete daraufhin in unzählig vielen Chats und sogar auf Facebook.»
Seither kommt der 57-Jährige fast nicht mehr zur Ruhe. «Allein über Whatsapp und Facebook erhielt ich bereits weit über zwanzig Jobangebote. Das hätte ich niemals gedacht! Ich muss mir zuerst einmal einen Überblick verschaffen.»
Termine für Vorstellungsgespräche vereinbart
Seit anfangs Woche sei er zudem mit einer netten Frau über Whatsapp in Kontakt. Auch sie habe sein Schild im vorbeifahren gesehen und sei daraufhin extra nochmals umgekehrt. «Sie will mir helfen einen Job zu finden und hat mir an einem Tag sogar Frühstück vorbei gebracht. Das finde ich sehr nett. Sobald ich einen Job gefunden habe, will ich mich bei ihr revanchieren.»
Die Chancen stehen gut für Sperber. Am Freitagvormittag hatte er bereits ein Vorstellungsgespräch bei einem Betonwerk in Solothurn SO.