Rektor von Pratteln erlebte Fall mit Sex-Lehrerin
«Verbessert Stimmung unter Lehrerschaft nicht»

Ein Sex-Skandal erschüttert den Aargau. Das Verhältnis von Lehrerin und Schüler verunsichert Eltern und Schulgspänli. Wie geht man damit um? Der Rektor der Sek Erlimatt in Pratteln erzählt, wie er den Skandal an seiner Schule erlebte.
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Die Kreisschule Wynental.

Eine Lehrerin (ca. 30) hat eine Beziehung mit einem Schüler (17). Die Kreisschule Mittleres Wynental entlässt die Frau per sofort – sie habe «die Grenze ihrer professionellen Rolle klar missachtet», heisst es in einem Brief an die Eltern.

Der Fall erinnert an die Sex-Lehrerin von Pratteln BL vom letzten November. Dort soll eine Lehrerin mit einem ebenfalls 17-jährigen Schüler eine Affäre gehabt haben. Der Unterschied: Zum Zeitpunkt der Affäre ging der Teenager nicht mehr an die Schule, passiert sei es in den Sommerferien.

«Ich habe mir sofort Hilfe geholt»

Der Rektor des Schulhauses Erlimatt in Pratteln, Daniel Hänggi, erzählt Blick.ch, wie er mit dem Skandal umgegangen ist. «Als ich davon erfahren habe, habe ich mir sofort Hilfe beim Amt für Volksschulen geholt. Das war sicher richtig», sagt Hänggi. Denn mit einer solchen Angelegenheit habe man ja keine Erfahrung, dass passiere nicht einmal jährlich.

Wie soll sich die Schule in einem solchen Fall verhalten? «Es ist wichtig, die Eltern zu informieren», sagt Hänggi. Das hat auch die Aargauer Schule gemacht. «Wir haben auch eine Hotline für die Eltern eingerichtet, wo sie Fragen stellen konnten.» Gemeldet habe sich aber niemand.

Man müsse sich auch um die Schüler kümmern. «Die sind sehr aufgewühlt in einem solchen Fall», so Hänggi.

«Ein solcher Skandal schadet der Schule»

Wirklich viel könne man aber nicht machen. «Vieles muss man auch einfach aushalten. Rückgängig machen kann man es nicht. Und man muss einfach Verständnis haben, dass es viele Emotionen gibt», sagt Hänggi.

Doch eine Affäre zwischen einem Lehrer und einem Schüler hinterlässt immer Spuren. «Ja, ich glaube, es schadet dem Ruf einer Schule. Es schürt Misstrauen. Es verbessert die Stimmung unter der Lehrerschaft nicht», so Hänggi.

Workshops, in denen Lehrer die Grenzen ganz klar aufgezeigt werden

Doch wie können Schulen verhindern, dass es zu solchen Affären kommt? Peter Hofmann von der Fachstelle Schulrecht bietet Workshops zu Grenzen und Grenzüberschreitungen in der Schule an.

«Die meisten Lehrpersonen haben keine Mühe mit Grenzen. Aber es gibt Unsicherheiten: Was darf man? Was nicht?», erklärt der Jurist. Konkret werde beispielsweise die Sprache des Lehrer mit den Schülern besprochen. «Auch die Frage, wann darf ich jemanden trösten oder sogar umarmen darf, wird in den Workshops behandelt.»

In einem anderen Teil des Kurses geht es darum, wie man jemanden darauf anspricht, wenn man ein zu nahes Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler beobachtet. «Grenzüberschreitungen passieren oft schleichend. Vielen ist das gar nicht bewusst», sagt Hofmann.

«Nicht hinter jedem Lachen steckt eine Affäre»

Und der dritte Aspekt des Workshops ist der Umgang mit der Situation, wenn eine solche Grenzüberschreitung, wie das in Unterkulm der Fall ist, passiert. «Bei Unterkulm handelt es sich um einen Einzelfall. Es ist wichtig, dass man jetzt nicht alle Lehrer unter Generalverdacht stellt und hinter jedem Lachen mit einem Schüler eine Beziehung vermutet.»

Und was rät der Experte einem Lehrer, der merkt, dass er sich zu einem Schüler hingezogen fühlt? «Die Lehrpersonen muss sich über die Konsequenzen bewusst sein und abwägen, was wichtiger ist: der Job oder diese Beziehung», so Hofmann. Und was wenn ein Schüler seiner Lehrerin Avancen macht? «Es liegt ganz klar in der Verantwortung der Lehrperson, Nein zu sagen.»

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