Prozess um Rätseltod in Gränichen
Zeljko J. streitet Auftrags-Mord ab

Gestern begann der Prozess gegen den mutmasslichen Killer Zeljko J. und dessen Auftraggeber. Heute sagten die beiden vor Gericht aus. Zeljko J. streitet ab, den Thaiboxer erschossen zu haben.
Publiziert: 10.12.2014 um 14:58 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2018 um 04:11 Uhr
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Opfer: David M. († 31) wurde laut Anklage «regelrecht hingerichtet».
Foto: Ralph Donghi, BLICK

Am zweiten Tag des Prozesses zum Werkstattmord von Gränichen AG hat sich das Bezirksgericht Aarau weiter bemüht, Klarheit in den Mordfall zu bringen. Die Angeklagten, der Schweizer Daniel G.* und der Bosnier Zeljko J.* (43), wurden heute eingehend befragt.

Gemäss Anklageschrift soll der Bosnier im Oktober 2012 die zwei tödlichen Schüsse in der Werkstatt auf das 31-jährige Opfer David M. abgegeben haben. Daniel G. soll ihn dazu angestiftet haben. Beide Männer sind wegen Mordes angeklagt, der Schweizer eventuell wegen vorsätzlicher Tötung.

G., ein Mechaniker, hatte ein sexuelles Verhältnis mit der Frau Thaiboxers David M., der Kontakte zur rechtsradikalen Szene hatte. Die Ehe des Opfers galt als zerrüttet.

Daniel G. fühlte sich vom Thaiboxer bedroht

Der Mechaniker sagte bei der Befragung des Gerichtes, er habe von den Geldproblemen des Opfers und des Bosniers gewusst. Er fühlte sich von David M. bedroht, dessen Lohn er verwaltete.

Am Sonntag, dem Tag der Tat, fand eine Aussprache mit dem Opfer in der Werkstatt in Gränichen statt. Der Angeklagte, der sich auf freiem Fuss befindet, bestellte auch den wegen Mordes angeklagten Zeljko J. ans Treffen.

Er sprach zunächst mit David M., der später plötzlich angeschossen vor ihm stand. Er versuchte dem Angeschossenen zu helfen. Er liess ihn kurz allein. Letztlich rief er die Polizei und die Feuerwehr. Der Angeklagte bestätigte vor Gericht diese bei einer früheren Einvernahme gemachten Aussagen.

Zeljko J. bestreitet David M. getötet zu haben

Er sagte weiter, er habe vor dem Gebäude in der Dunkelheit Zeljko J. gesehen. Er beschuldigte damit diesen, die tödlichen Schüsse abgefeuert zu haben. Der Bosnier sei ausgerastet. Die Befragung durch das Gericht dauerte in den Mittagsstunden noch an.

Zeljko J., ein Taxifahrer, stellte mit seinen Aussagen in Abrede, die beiden tödlichen Schüsse auf das Opfer abgefeuert zu haben. Er gab zu Protokoll, er habe die Waffe nur beschafft. Bei seinem Eintreffen am Tatabend in der Werkstatt habe er einen Mann am Boden liegend gesehen. Er sei selber schockiert gewesen.

Es sei ein grosser Fehler gewesen, die Waffe für den Mitangeklagten beschafft zu haben. Er habe am Abend der Tat zwei Männer vor der Werkstatt gesehen. Einer dieser Männer habe wohl geschossen. Die Aussagen des Bosniers hinterliessen einen zwiespältigen Eindruck. Auf die klaren Fragen der Staatsanwältin gab er wiederholt keine Antworten.

Keine Spur von der Tatwaffe

Zeljko J. befindet sich in Haft. Die Tatwaffe ist verschwunden. Der Angeklagte war nach der Tatnacht zunächst untergetaucht. Eine Gerichtspsychiaterin attestierte dem Bosnier in einem Gutachten eine Persönlichkeitsstörung. Dieser habe beim Erzählen eine blumige Fantasie. Er sei nicht in der Lage, ein angemessenes Schuldbewusstsein zu empfinden.

Eine Rechtsmedizinerin, die den Leichnam untersucht hatte, sagte, es gebe keinen Nachweis eines Nahschusses. Das Opfer sei durch zwei Schüsse getötet worden. Nach dem ersten Steckschuss habe sich der Mann noch bewegen können. Die zweite Patrone, ein Durchschuss durch den Körper, verletzte die Hauptschlagader des Mannes. Dieser habe einen grossen Blutverlust erlitten.

Das Bezirksgericht Aarau verhandelt den Werkstattmord aus Sicherheitsgründen in den Räumlichkeiten der Mobilen Einsatzpolizei in Schafisheim. (SDA/kab)

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