Das Regionalgericht Emmental-Oberaargau hat heute den 56-jährigen Serben Miloje D. wegen Mordes zu einer Freiheitsstrafe von 20 Jahren verurteilt. Der IV-Betrüger erstach im Oktober 2013 die 38-jährige Praxisassistentin Ruth Z. kaltblütig, um sie als Zeugin aus dem Weg zu räumen.
In der 90 Minuten langen Urteilsbegründung bezeichnet Richter Jürg Bähler die Tat als «Eliminations-Mord»: «Sie wollten Frau Z. zum Schweigen bringen». Miloje D. habe eine «äusserst extreme Geringschätzung von fremdem Leben» gezeigt, so der Richter weiter. «Sie wollten verhindern, dass Frau Z. aussagt.» Der Täter, der im Rollstuhl zuhörte, zeigte bei der Begründung keine sichtbare Regung.
Anders die Angehörigen des Opfers. Neben mehreren Geschwistern waren auch die Eltern von Ruth Z. anwesend. Bei der detaillierten Beschreibung der Stichverletzungen des Opfers wischte sich die Mutter von Ruth Z. Tränen aus den Augen.
DNA-Spuren des Täters und Blutspuren
Der Angeklagte wies bei seiner Befragung am Montag von sich, für die Bluttat verantwortlich zu sein. Die Indizien wogen aber schwer: Am Tatmesser, das der Täter am Tatort versteckte, fand sich DNA des Serben. Auch wurden Blutspuren des Opfers an seinen Schuhen gefunden.
Die Vorgeschichte: Im Frühling 2012 wird gegen Miloje D. ein Verfahren wegen IV-Betrugs eingeleitet. Dr Serbe war 2002 bei einem Arbeitsunfall gestürzt und meldete sich ein Jahr später wegen chronischen Schmerzen und Depressionen bei der Invalidenversicherung. Ab 2003 erheilt Miloje D. eine volle IV-Rente, später sogar eine Hilflosenentschädigung.
Ruth Z., die in der Rheuma-Praxis arbeitete, in der D. Patient war, vermutete, dass er sein Rückenleiden nur vortäuschte.
«Er hinkte immer, doch einmal sah Ruth in Langenthal, wie er plötzlich ganz normal gehen konnte», sagte die Mutter von Ruth Z. kurz nach der Tat. «Als der Mann meine Tochter bemerkte, hinkte er schnell wieder.» Ruth Z. meldete den Verdacht.
Ruth Z. hatte Angst, er würde ihr etwas antun
Eine Kollegin von Ruth Z., die damals mit der Rheumapraxis-Assistentin im Café sass, bestätigt die Beobachtungen: «Von einer Minute auf die andere war er schwerstbehindert.»
Am 10. Oktober 2013 hätte Ruth Z. als Zeugin aussagen sollen. «Sie sagte, dass sie vor der Verhandlung ein mulmiges Gefühl habe, dass er ihr etwas antun könnte», sagte ihre Mutter damals.
Sie sollte recht behalten. Denn noch vor der Zeugen-Aussage – am 1. Oktober 2013 – wird Ruth Z. tot in ihrer Wohnung in Thunstetten BE aufgefunden. Sie war mit mehreren Messerstichen erstochen worden. Stunden später verhaftet die Polizei Miloje D. (btg/stj/lea/sda)